Nick Cave & The Bad Seeds live in Berlin 2022

Nick Cave & The Bad Seeds live Berlin Waldbühne 2022 by Gérard Otremba Sounds & Books

Nick Cave & The Bad Seeds glänzten am 29.06.2022 in der Berliner Waldbühne mit einem spektakulären Konzert

Eine ausgedehnte, für 2020 geplante Tour musste bekanntermaßen aufgrund der Corona-Pandemie ausfallen. Die Ersatztermine für 2021 wurden letztendlich ganz abgesagt und im Sommer 2022 standen plötzlich nur noch drei Deutschland-Termine auf dem Programm von Nick Cave & The Bad Seeds. Einer davon führte Cave und seine Begleitband am 29.06. in die Berliner Waldbühne. Bei besten äußeren Bedigungen von 24 Grad und einem Sonne-Wolken-Mix erlebten die über 20 000 Besucher in der ausverkauften Arena am Olympiastadion einen unvergesslichen Auftritt des 1957 in Australien geborenen Musikers, der vor wenigen Wochen bereits den Tod eines zweiten Sohnes verkraften musste.

Nick Cave auf Tuchfühlung mit seinen Fans in den ersten Reihen

Wenige Minuten nach 19 Uhr stürzte sich Nick Cave mit den euporischen „Get Ready For Love“ und „There She Goes, My Beautiful World“ in ein berauschendes Konzert. Sofort nahm der Magier und Beschwörer Tuchfühlung mit seinen Fans in den ersten Reihen auf, klatschte Hände ab, gab Umarmungen, empfing Geschenke und badete in der Menge. Manchmal musste man schon Angst um seine Gesundheit haben, denn immer wieder stolperte er auf dem schmalen Steg direkt vor den Fans fast mit seinen Füßen über die ausgestreckten Arme. Nick Cave wechselte zwar hin und wieder auch ans Piano, gefühlt verbrachte er aber die gesamte Show in der Nähe seiner Hardcore-Fans in den ersten Reihen.

Die eingespieltesten Bad Seeds aller Zeiten

22 Songs standen auf der Setlist des zweieinhalb Stunden währenden Konzertes, und alle, die dabei waren, erlebten die wohl eingespieltesten Bad Seeds aller Zeiten. Die sechsköpfige Band um Geiger Warren Ellis, auf dieser Tour um einen dreiköpfigen Soul-Chor erweitert, glänzte durch Dynamik und Dezenz und trieb ihren Chef zu einer glanzvollen Energieleistung. Die Setlist war eine Art Best-Of aus allen vier Jahrzehnten aus Caves Karriere mit den Bad Seeds. Okay, kein Track aus dem überragenden Album „No More Shall We Part“, aber eine Auswahl aus insgesamt vierzehn verschiedenen Platten. Überwältigend die Version von „Jubilee Street“, gewohnt feurig das an dritter Stelle platzierte „From Her To Eternity“ (war da nicht sogar Wim Wenders im Publikum?), herzergreifend „Waiting For You“ und betörend „Higgs Boson Blues“, das sich immer mehr als ein moderner Klassiker in Caves Repertoir entpuppt.

Nick Cave auf dem Höhepunkt seiner Live-Karriere

Immer wieder dankte er dem Berliner Publikum und der Stadt selbst, die ihm so viel gegeben habe, als er vor vielen Jahren dort gelebt hat. Er könne sich sogar an diese Zeit erinnern (!). An dieses damals wie heute „looked beautiful fucked up Berlin“. Beim selten gespielten „City Of Refuge“ sowie im erhebend-hymnischen „White Elephant“ trat der Chor in den Vordergrund (welch ein Konzertfinale) und in der ersten Zugabe sangen 20 000 Kehlen den Refrain von „Into My Arms“ mit und man hätte losheulen können vor Ergriffenheit. Unverzichtbares wie „Tupelo“ und „Mercy Seat“ zündete genauso gut wie das neue „Vortex“ und das ältere „Jack The Ripper“.

Und nach den vor Schönheit nur so strotzenden Darbietungen von „Henry Lee“ und „Mermaids“ traten 20 000 beseelte Menschen dem Heinweg an. Im Bewußtsein, Zeugen eines außergwöhnlichen und spektakulären Konzertabends, ähnlich dem Auftritt vor fünf Jahren in Hamburg, gewsen zu sein. Nick Cave auf dem Höhepunkt seiner Live-Karriere.

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