Nick Cave: Idiot Prayer – Nick Cave Alone At Alexandra Palace

Nick Cave by Joel Ryan

Ein geschichtsträchtiges Solo-Live-Album von Nick Cave

Und dann kam fucking Corona und die Musikbranche gehörte zu den am stärksten betroffenen Wirtschaftszweigen. Etliche Albumveröffentlichungen wurden verschoben, Konzerte waren nicht mehr möglich, später folgten einige kleine unter Berücksichtigung der nötigen Hygienemaßnahmen. Manche Künstler fanden Gefallen an Wohnzimmerkonzerten und streamten sich via Internet in die Wohnzimmer ihrer Fans. So richtig überzeugen konnte das alles natürlich niemanden und vielleicht bereuen einige Musiker ihren pandemischen Output irgendwann einmal. Nichts vorzuwerfen hat sich indes Nick Cave.

Nick Cave auf einem der vielen Höhepunkte seiner langen Karriere

Nick Cave Alone At Alexandra Palace Cover AWAL

Ursprünglich war sein Solo-Auftritt im Alexandra Palace zwar auch als reine Streaming-Performance gedacht, aber beim 63-jährigen Australier läuft es manchmal eben nicht wie vorgesehen. Zum Vorteil all seiner Anhänger, die auf die geplanten Konzerte der diesjährigen „Ghosteen“-Tour mit den Bad Seeds zunächst einmal verzichten mussten. Der Nick-Cave-Auftritt im Londoner Alexandra Palace wurde im Juni aufgenommen und am 23.07. zunächst als einmalige Streaming-Veranstaltung ausgestrahlt. Doch nun dient das von Robbie Ryan gefilmte Konzertereignis als Abschluss einer cineastischen Trilogie nach „20,000 Days On Earth“ (2014) und „One More Time With Feeling“ (2016). Der Kinostart des Films ist auf den 14.01.2021 verschoben worden, die Albumveröffentlichung erfolgt wie geplant. Ein Solo-Doppel-Album, mit insgesamt 22 Songs, das Nick Cave auf einem der vielen Höhepunkte seiner langen Karriere zeigt.

Ein neuer Nick-Cave-Song

Cave allein am Klavier zu lauschen gerät zu einer überwältigenden und zutiefst emotionalen Erfahrung. Er saugt die Essenz seiner Lieder auf und präsentiert sie skelettiert in teils atemberaubend neuen Interpretationen.  Cave barmt und fleht sich durch seine von Romantik, Tod und Religion geprägten Songs. Eine Songauswahl, die von den 80ern („Sad Waters“, „Mercy Seat“) über die Grinderman-Zeit („Man In The Moon“, „Palaces Of Montezuma“) bis hin zum aktuellen Album „Ghosteen“ reicht und mit dem neuen, von uns an dieser Stelle vorgestellten Track „Euthanasia“ aufwartet. Gleich fünf Songs stammen von seinem 1997 veröffentlichten, sehr dezent instrumentierten Album „The Boatman’s Call“.

Von berückender Schönheit

„Idiot Prayer“, „Brompton Oratory“, „(Are You) The One That I’ve Been Waiting For?“, „Far From Me“ sowie „Into My Arms“ gehören auch nach wie vor zu den bewegendsten Songs Nick Caves. Von berückender Schönheit ist Caves Live-Piano-Version von „He Wants You“ und aufwühlend die des spannungsreichen, siebenminütigen „Higgs Blossom Blues“. Und strahlen einem noch Klassiker wie „Nobody’s Baby Now“, „Stranger Than Kindness“, „The Ship Song“ und „Papa Won’t Leave You Henry“ in fabelhafter Neubearbeitung entgegen. Im musikalischen Sinne fallen hier Weihnachten und Ostern an einen Tag. Einer der bedeutendsten zeitgenössischen Künstler hat ein geschichtsträchtiges Solo-Live-Album eingespielt.

„Idiot Prayer – Nick Cave Alone At Alexandra Palace“ erscheint am 20.11.2020 bei AWAL / Rough Trade.  (Beitragsbild von Joel Ryan)

Erhältlich bei unserem Partner:    

Unterstützen Sie Sounds & Books

Auch hinter einem Online-Magazin steckt journalistische Arbeit. Diese bieten wir bei Sounds & Books nach wie vor kostenfrei an.
Um den Zustand zukünftig ebenfalls gewährleisten zu können, bitten wir unsere Leserinnen und Leser um finanzielle Unterstützung.

Wenn Sie unsere Artikel gerne lesen, würden wir uns über einen regelmäßigen Beitrag sehr freuen.

Spenden Sie direkt über PayPal oder via Überweisung.

Herzlichen Dank!

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Kommentar schreiben