Nick Cave And The Bad Seeds: Ghosteen

Nick Cave credit Matt Thorne

Eines der schönsten und erhabensten Alben von Nick Cave And The Bad Seeds

Die Unsitte, Alben digital einen Monat vor der physischen Veröffentlichung herauszubringen hat nun auch Nick Cave erreicht. Während sich alle Vinyl- und CD-Liebhaber also bis zum 08.11.2019 gedulden müssen, liegt „Ghosteen“ auf allen bekannten digitalen Plattformen bereits vor. „Ghosteen“ ist das 17. Studioalbum von Nick Cave And The Bad Seeds und wurde 2018 und Anfang 2019 in Malibu, Los Angeles, Brighton und Berlin aufgenommen. Bei „Ghosteen“ handelt es sich um ein Doppelalbum, bestehend aus acht Tracks auf Teil eins und drei auf Album zwei. Die Songs des ersten Albums seien die Kinder, die Songs des zweiten deren Eltern, sagt Cave über sein neues Werk.

Nick Caves pastoraler Ansatz

Nick Cave And The Bad Seeds Ghosteen Cover Ghosteen Ltd.

Die Bad Seeds rücken noch mehr als zuletzt bei „Skeleton Tree“ und „Push The Sky Away“ als atmosphärische Zubringer in den songdienlichen  Hintergrund. Thomas Wydler (Schlagzeug), Martyn Casey (Bass), George Vjestica (Gitarre) und Warren Ellis (Synthesizer, Loops, Flöte, Violine, Piano, Backing Vocals) sorgen mit ihrem gehaucht-dezenten Spiel für eine gespenstisch-sakrale Stimmung, während sich Nick Cave durch seine poetischen Texte über die Liebe, , den Verlust, die Freundschaft und die Schönheit der Natur barmt. Bei Cave liegt hinter jedem Schmerz noch Trost und Hoffnung. Den pastoralen Ansatz verfolgte der 62-jährige australische Songwriter noch nie so konsequent wie auf „Ghosteen“. Die Geisterbeschwörung besonderer Art endet mit dem eindringlichen Mantra „I love my baby / And my baby loves me“ im die erste Platte abschließenden „Leviathan“. Keiner beherrscht den Sprechgesang, den Lyrik-Vortrag so stilsicher und zu Herzen gehend wie Cave, man lasse sich nur von dem auf einem Synthie-Schleier basierenden Opener „Spinning Song“ überzeugen und verführen. Songs wie „Bright Horses“, „Waiting For You“, „Sun Forrest“, „Galleon Ship“ oder „Ghosteen Speaks“ unterliegen dem Caveschen Konzept der Ästhetik, der schwermütigen Schönheit, diesmal zeitweise gar sphärisch entrückt.

Die Schönheit der Musik von Nick Cave And The Bad Seeds

Es ist mal wieder alles verdammt traurig im Nick-Cave-Kosmos. Traurig, aber erhaben und erhebend. Besitzen die Songs von Album eins noch typische Cave-Längen von vier bis sieben Minuten, reichen zwei der drei Tracks von Album zwei auf zwölf und vierzehn Minuten. Bis auf die Länge unterscheiden sich die Eltern nicht wesentlich von ihren Kindern. Der Titeltrack „Ghosteen“ wartet mit einem cineastisch anmutenden Chor-Opulenz-Mitteilteil auf, ansonsten wieder viel Ruhe, sanfte Synthie-Flächen, alles sehr piano. „Fireflies“ entpuppt sich als ein finsterer, dreiminütiger Spoken-Word-Beitrag und „Hollywood“ bewirbt sich mit seinem düsteren, aber kunstvoll drapierten Ambiente für einen Film-Noir-Soundtrack. Ein durchaus verstörendes Ende eines der schönsten Alben in der Karriere von Nick Cave And The Bad Seeds.

„Ghosteen“ von Nick Cave And The Bad Seeds ist digital am 04.10.219 via Ghosteen Ltd. erschienen, der haptische VÖ folgt am 08.11.2019 (Beitragsbild von Matt Thorne).

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