Naut: Hunt – Albumreview

Mit großen Melodiebögen und einer Liebe zum Classic-Rock bewegen sich Naut mit „Hunt“ auf der Gewinnerseite

Weiter geht es mit aktuellen Pust-Punk-Veröffentlichungen, nach Algiers sind nun Naut aus Bristol dran. Ein Zentrum der Szene, nachdem dieser Ort sich in den Neunzigern vor Allem einen hervorragenden Ruf erspielt hat als Ursprung des Trip Hop. Die neue Bewegung bezieht sich mehr oder weniger deutlich auf die Post-Punk- sowie Dark Wave-Acts der 80er und transportiert dies mal mit etwas mehr Bezug zur Gegenwart (Idles), mal mit etwas weniger (Naut). Nach diversen Kleinformaten veröffentlicht das Quartett ihr Debüt beim französischen Label Season Of Mist, Heim vieler Black Metal Acts, die mit Post-Punk, Goth-Rock oder Dark Wave nicht nur die bevorzugte Textilfarbe gemein haben.

Naut und die Liebe zum Classic-Rock

Naut sehen sich selber als Classic-Rock-Fans, die Shirt-Wahl des Gitarristen Jack Welsh (zockt auch Black Metal bei Funeral Throne) auf den Promofotos spricht dabei Bände: Blue Öyster Cult oder Motörhead können als Einfluss nie falsch sein, selbst Sisters Of Mercy-Boss Andrew Eldritch verneigte sich bekanntermaßen (zurecht!) zumindest vor letzterer Band. Darüber hinaus vermag man Eldritch durchaus ab und an zu hören, wenn Gavin Laubscher singt, zumindest den, der sich traute, stimmliche Untiefen zu verlassen.

Ganz große Melodiebögen

Naut Hunt Cover Season Of Mist

Nochmal zu den Sisters Of Mercy: Das große Drama dieser einflussreichen Formation war ja, dass nach diversen göttlichen Singles in den 80ern und einer unter personellen Problemen geborenen, schon leicht schwächeren Debüt-LP, alles zusammenbrach und Eldritch nach kurzem, erfolgreichen Flirt mit dem Mainstream früh nichts mehr gebacken bekam. Stellt Euch nun vor, die Sisters hätten nach „First And Last And Always“ stark weiter gemacht, dann habt Ihr eine Vorstellung, wie „Hunt“ in etwa klingt. Ganz große Melodiebögen mit tanzbaren Beats, einer flirrenden Gitarre und einem abgeklärten Vokalisten erwarten einen auf den acht präsentierten Songs.

Anachronismus, aber in gut: Naut.

Das ist alles hoffnungslos anachronistisch, aber extrem gut gemacht – nicht jeder ist in der Lage, diese Einflüsse trotz aller Liebe frisch wie originell klingend umzusetzen, wie die Paradise Lost-Ikonen Nick Holmes und Greg Mackintosh mit ihrem Nebenprojekt Host leider auf ihrem ebenfalls am Freitag erscheinenden Werk „IX“ beweisen. Auch bei „Hunt“ zündet nicht jedes Stück gleichermaßen, die vorab veröffentlichte Single „Damocles“ erreicht nicht ansatzweise die Tiefe von „8 in 3“, zum Beispiel. „Hunt“ bleibt aber trotzdem durchweg auf der Gewinnerseite. Wer sich ebenso wie ich schon sehr auf die, in diesem Jahr noch erscheinende neue Grave-Pleasures-Scheibe (mit denen Naut erfolgreich auf Tour waren) freut, kann sich die Wartezeit mit „Hunt“ genüsslich verkürzen.

„Hunt“ von Naut erscheint am 24.02.2023 bei Season Of Mist. (Beitragsbild von Paul Critchley)

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