Nathan Johnston & The Angels Of Libra

Nathan Johnston & The Angels Of Libra Cover Waterfall Records

Mit ihrem Debüt liefern Sänger Nathan Johnston und die Angels Of Libra eine wundervolle Soul-Platte made in Hamburg

Die Entstehungsgeschichte dieser Platte geht so: Der Hamburger Produzent und Gitarrist Dennis Rux nimmt mit drei weiteren Musikern Instrumentalsongs mit einem Achtspur-Tape-Recorder auf, um daraus eine Art Soul-Revue mit verschiedenen Sänger:innen auf Platte zu bringen. Auch der aus einer vorherigen Session bekannte Nathan Johnston aus Irland wird angefragt und lieferte als Antwort mehrere Demos, die derart stark sind, dass sich die Band 1. entscheidet den Titel eines seiner Songs zu ihrem Bandnamen zu machen und 2. das gesamte Album mit Johnston zu realisieren. Dass das Album nun vorliegt, ist dennoch keine Selbstverständlichkeit: Fast wären die Session-Bänder einer Explosion der Yeah! Yeah! Yeah!-Studios zum Opfer gefallen.

The Angels Of Libra drehen das ganz große Rad

Sind sie aber zum Glück nicht. Und so ist das selbstbetitelte Album nun bei Waterfall Records erschienen. Und es ist ganz beachtliches Album. Die Angels Of Libra sind eine fein eingespielte Band, die ihre aufwändigen und detailverliebten Arrangements federleicht erscheinen lassen können. Sind Stücke wie das treibende, mit Bläsern bestückte „All Your Love“ oder der Kopfnicker „In A Different World“ eher klassisch geschult, klingt die Band an anderer Stelle (etwa im atmosphärisch verdichteten Titelstück oder im psychedelischen „Jericho“) hochmodern. Und die Angels Of Libra (Dennis Rux an der Gitarre, Keyboarder Chris Härtel, Bassist David Nesselhauf und Schlagzeuger Lucas Kochbeck) drehen das ganz große Rad: Streicher, Bläser, Vibraphon, Percussion und Backing Vocals geben den Aufnahmen räumliche Weite und eine emotionale Tiefe, die beeindruckend ist.

Was auch am ausgetüftelten Songwriting liegt. Sänger Nathan Johnston kann auf diesem Boden glänzen und ist eher lässig-sensibler Sänger denn predigender Shouter. Wie er seine Texte über Courage und Durchhaltevermögen, über Selbstzweifel und die Hoffnung auf Erlösung durch Liebe ausdrucksstark und rhythmisch raffiniert über den rotlichtwarmen Groove der Band legt, ist berührend und mitreißend.

Nathan Johnston wie Charley Bradley

Ein weiteres Geheimnis dieser Platte ist die Produktion: Vom ersten Ton des Openers „Curtis“ an umschmeichelt einen der warme, analoge Sound, der ohne jedweden Schnickschnack auskommt, sondern allein die handwerkliche Arbeit der beteiligten Musiker:innen ins Rampenlicht stellt. „Nathan Johnston & Angels Of Libra“ ist eine mitreißende und äußerst kurzweilige Platte geworden, vollgepackt mit Ideen und Emotionen (man höre nur das Ende von „Modern Times“, in dem sich Johnston wie Charles Bradley mit den Bläsern misst). Ganz, ganz wundervoll!

„Nathan Johnston & The Angels Of Libra“ erscheint am 04.11.2022 bei Waterfall Records. (Beitragsbild: Albumcover)

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