Mumford & Sons: Wilder Mind – Album Review

Indie-Pop-Rock ohne Banjo

von Gérard Otremba

Die Karriere von Mumford & Sons ist mit dem Wort rasant durchaus zutreffend beschrieben. Ende 2009 spielten Marcus Mumford, Ted Dwane, Country Winston und Ben Lovett noch im (natürlich ausverkauften) Molotow auf der Hamburger Reeperbahn. Ein halbes Jahr später bereits das (natürlich ausverkaufte) Konzert im ungleich größeren Docks, wenige Meter weiter die Reeperbahn runter. 2013 führte sie der Weg auf ihrer Tour zum zweiten Album Babel direkt in die (natürlich ausverkaufte) Alsterdorfer Sporthalle. Die Locations Knust, Große Freiheit 36 und Uebel & Gefährlich übersprang das britische Folk-Rock-Quartett, dieses Jahr sind bisher lediglich zwei Deutschlandtermine in der Berliner Waldbühne bestätigt. Sicherlich werden Mumford & Sons dort auch wieder das Banjo hervorholen, um den alten Klassikern wie „Little Lion Man“ und „I Will Wait“ zu bekanntem Live-Glanz zu verhelfen. Auf dem dritten Studioalbum Wilder Mind verzichten Mumford & Sons auf die die bis dato obligatorische American-Folk-Rock-Ausstattung und wenden sich einem als klassisch zu nennenden Indie-Pop-Rock zu. Der Opener „Tompkins Square Park“ gibt den weiteren Weg vor.

Gitarren-Indie-Disco-Pop-Rock zwischen Editors und U2, denn das Händchen für ausladende, griffige, harmonische und schöne Melodien haben Mumford & Sons nicht verlernt, wie der gar liebliche Piano-Keyboardbeginn in „Believe“ beweist. Nach zwei Minuten setzt ein wildes Gitarrensolo dem Hauchen ein Ende und der Song schwingt sich in bekannte opulent-hymnische Mumford & Sons-Höhen. Das beherrschen Marcus Mumford und seine Bandkollegen nach wie vor perfekt. Opulente Hymnik und hinreißende Chorusse. Dorthin treibt es Mumford & Sons u.a. im treibenden Indie-Rock von „The Wolf“, im mit perlenden Gitarren verzierten „Just Smoke“ oder in den nachdenklich beginnenden und ausschweifend endenden „Broad Shouldered Beasts“ und „Snake Eyes“. Der Titelsong „Wilder Mind“ ist Melancholie im edlen Pop-Format, zwischenzeitlich machen es sich Mumford & Sons zwar etwas zu bequem in einer gemütlichen Komfortzone, aber mit dem mitreißenden und überschwänglichen „Ditmas“ wird alles wieder gut und das sanft beginnende „Only Love“ endet im wahren Geschwindigkeitsrausch. Das Pathos trieft mittlerweile aus allen Poren, aber das gehört bei Mumford & Sons schlicht und ergreifend dazu. Das majestätisch dahingleitende „Hot Gates“ beschließt Wilder Mind, ein Album, mit dem sich Mumford & Sons auch ohne folkloristischen Zugaben treu bleiben. Aber irgendwie vermisst man das Banjo dann doch etwas.

„Wilder Mind“ von Marcus & Sons ist am 01.05.2015 bei Island Records Group / Universal erschienen.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Kommentar schreiben