Muff Potter: Bei aller Liebe – Albumreview

Muff Potter Pressefoto Credits Bastian Bochinski

Ein nachhallendes Comeback-Album von Muff Potter nach dreizehn Jahren Pause

1993 gegründet und nach acht Alben 2009 von Sänger und Gitarrist Thorsten „Nagel“ Nagelschmidt aufgelöst, fanden sich Muff Potter 2018 wieder zusammen. Es folgte fast wie nebenbei eine schnell ausverkaufte und in größere Venues verlegte Tour sowie ein Band-Neubeginn. Seit Dezember 2019 zogen sich Nagelschmidt, Bassist Dominic Laurenz, Schlagzeuger Thorsten Brameier und Gitarrist  Felix Gebhard – der Dennis Scheider ersetzt hat – in den nächsten anderthalb Jahren in Blöcken aufs Kulturgut Haus Nottbeck in Oelde zurück, um in Sessions an neuem Material zu arbeiten.

Muff Potter mit Sturm- und Drang-Attitüde

Muff Potter Bei aller Liebe Cover Hucks Plattenkiste

Mit dem von Sounds & Books an dieser Stelle vorgestellten „Was willst du“ gab es im April 2020 eine erste Kostprobe zu hören, auf dem neunten Studioalben „Bei aller Liebe“ sind zehn weitere Lieder vertreten, mit denen Muff Potter den Indie-Alternative-Rock nicht neu interpretieren, aber mit Vehemenz und voller Inbrunst zelebrieren. Irgendwo zwischen Dinosaur Jr., Blumfeld. Pixies und Kettcar, und also ganz Muff Potter, reihen sich die Tracks der neuen Platte ein. Ein Album, das mächtig auf die Pauke haut, aber mit seiner Sturm- und Drang-Attitüde den Sinn für eingängige Pop-Harmonien nicht aus dem Auge verliert und jede Menge Spaß bereitet. Wie beim donnerhallenden „Hammerschläge, Hinterköpfe“, wo Thorsten Nagelschmidt, der als Schriftsteller zuletzt den brillanten, von uns an dieser Stelle rezensierten Roman „Arbeit“ veröffentlicht hat, in einem atemlosen Tempo neoliberale Selbstoptimierungs-Phrasen und Werbeslogans aneinander reiht und wirkungsvoll die Markus-Zeile „Mein Maserati fährt 210“ für seine Zwecke beansprucht.

Like Blumfeld

Oder beim von Sounds & Books bereits als Song des Tages vorgestellten Vorabtrack „Ich will nicht mehr mein Sklave sein“, eine Power-Pop-Hymne erster Klasse. Die Verarbeitung des Corona-Skandals der Schlachterei Tönnies gelingt Muff Potter mit „Nottbeck City Limits“, den wohl spannendsten sieben Minuten ihrer Karriere samt Blumfeld-Zitat („Jeder geschlossene Raum ist ein Sarg“). Das Blumfeld-artige, achtminütige „Ein gestohlener Tag“ gehört genauso zu den Albumhighlights wie das vom Post-Punk inspirierte, treibende „Flitter & Tand“. Muff Potter sind zurück, nachhallend, und so, als ob sie nie weg gewesen wären.

„Bei aller Liebe“ von Muff Potter erscheint am 26.08.2022 bei Hucks Plattenkiste / Indigo. (Beitragsbild von Bastian Bochinski)          

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