Moritz Krämer: Ich hab‘ einen Vertrag unterschrieben 1 & 2

Moritz Krämer Credit Anne Krausz

Hohe Songwriterkunst von Moritz Krämer

Manchmal wünscht man sich, nie mehr im Leben irgendwelche Verträge unterschreiben zu müssen. Irgendwie haben doch fast alle ihre Tücken und Punkte, die einem zum Nachteil gereichen. Wenn jedoch Moritz Krämer ein Album mit dem Titel Ich hab‘ einen Vertrag unterschrieben 1 & 2 veröffentlicht, sollte man mit dem Kaufvertrag nicht lange zögern. Der Gegenwert für dieses Doppelalbum mit insgesamt 16 Songs, jeweils acht gerecht auf beide Platten verteilt, ist ein großer und eine trocken-spröde Abhandlung über vertragliche Spitzfindigkeiten hat Moritz Krämer auch nicht verfasst.

Moritz Krämer und der zeitlose 70er-Jahre-Songwriter-Pop

Moritz Krämer Ich hab einen Vertrag unterschrieben Cover Tapete Records

Das ist vom Berliner Songwriter, der seit ein paar Jahren gemeinsam mit dem Kollegen Francesco Wilking bei Die Höchste Eisenbahn den Deutsch-Pop auf ein neues Level hievt und dort zuletzt mit dem Album Wer bringt uns jetzt zu den Anderen glänzte, auch nicht zu erwarten. Vielmehr gießt Moritz Krämer die Vertrags-Situationen der Musikbranche in poetische Kurzgeschichten und schlüpft in die Rolle des sich getäuscht fühlenden Erzählers, der den einen Teil des unterschriebenen Vertrages versteht, den anderen nicht („Ich hab‘ einen Vertrag unterschrieben“). Doch lassen sich Krämers Texte auch immer wieder auf allgemeine Lebenssituationen übertragen. Texte, die Moritz Krämer mit wunderprächtigen Melodien verziert, die fast noch tiefer gehen, noch mehr berühren als die von Die Höchste Eisenbahn bekannten. Dabei greift er häufig auf den zeitlosen 70er-Jahre-Songwriter-Pop, Gitarre, Piano und Streicher sowie ein sanftes Schlagwerk dominieren diese ausgeklügelten Arrangements und veredeln Kompositionen wie den Titeltrack „Ich hab‘ einen Vertrag unterschrieben“, „Es ist ein langer Weg“, „Wen du’s bis hierher geschafft hast“ oder „Da bin ich wieder“.

Swing, Groove und Balladeskes

Manchmal findet Krämer einen legeren Swing („Mit neuer Frische“), manchmal einen lockeren Groove („Wenn dein Deal ein guter ist“, „Geraubt“) und manchmal natürlich auch die Songwriterschule eines Gisbert zu Knyphausen („Um raus zu sein“). Sogar Synth-Pop-artiges („Du hast dann doch nicht angerufen“) ist auf Krämers neuem Album zu finden. Und ergreifende Balladen wie „Das Ende“ und „Eine Ballade muss drauf sein“, die an Nick Drake und Nilsson erinnern. Moritz Krämer beweist mit Ich hab‘ einen Vertrag unterschrieben erneut seine niveauvolle Songwriterkunst.

„Ich hab‘ einen Vertrag unterschrieben 1 + 2“ von Moritz Krämer ist am 01.02.2019 bei Tapete Records erschienen (Beitragsbild von Anne Krausz).

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