Moor Mother: Black Encyclopedia Of The Air

Moor Mother credit UV Lucas

Schwarz und queer: Camae Ayewa, allias Moor Mother, will mit ihrem neuen Album von mehr Menschen wahrgenommen werden

Ist das Hip Hop? Jazz? Poetry-Slam? Avantgarde? Vier mal ja. Und vieles mehr. Die u.a. als Moor Mother oder Moor Mother Goddess künstlerisch agierende Camae Ayewa  bewegt sich seit 2012 in diversen Szenen der USA, ist dabei ungeheuer produktiv und im ständigen Austausch mit anderen Menschen, die Musik wie Performance nicht nur zur bloßen Hintergrundberieselung fabrizieren, sondern etwas zu sagen haben. Stark geprägt vom Afrozentrismus entwickelte sie mit der ebenso queeren Schwarzen Rasheedah Phillips einen theoretischen Überbau für ihr Handeln namens Black Quantum Futurism. Ihre Kooperationen umfassen Arbeiten mit Punkbands, Rappern sowie Jazz-Giganten wie dem Art Ensemble Of Chicago.

Moor Mother mit unkonventionellen Tönen

Moor Mother Black Encyclopedia Of The Air Cover ANTI Records

Ihr neuestes Werk klingt, wie all ihre Outputs, schräg  – schräg im Sinne von unkonventionellen Tönen, die an die Sound-Erneuer der New Yorker Knitting Factory erinnern, mit dominierendem Sprechgesang abseits von gewöhnlichem Rap oder Hip Hop. Ihrer eigenen Wahrnehmung nach ist sie mit „Black Encyclopedia Of The Air“ ziemlich soft geworden, wie sie in diesem Interview mit Pitchfork einräumt. Ihr Ziel dabei ist es, von mehr Menschen als zuvor wahrgenommen und verstanden zu werden. Dabei ist sie auf einer Mission, in Zusammenarbeit mit einer ganzen Latte von Underground-Rappern, die größtenteils höchstens Genre-Profis bekannt sein dürften. Die Themenvielfalt zieht sich durch die ganze Wahrnehmungs- wie Erlebniswelt schwarzer und queerer Menschen sowie Frauen in den USA oder anderswo: Dementsprechend angepisst klingt Moor Mother häufig, was man auf dieser neuen Platte weniger aggressiv auf die Ohren bekommt als auf manchem Vorgänger.

Ein fabelhafter Einstieg

Auch, dass „Black Encyclopedia…“ auf ANTI erscheint passt dazu – mehr Reichweite sowie die Labelgesellschaft von anderen Künstlern mit Ansagen wie z.B. Tom Waits oder dem Kronos Quartett schaden ihrem Anspruch nicht. Songs wie der über die heute fast vergessene Folk-Sängerin „Vera Hall“ klingen dabei sogar überaus smooth und sind dank dem lieblichen Backgroundgesang, dem man häufiger auf diesem Album begegnet, extrem gut hörbar. Alle Welt spricht gegenwärtig (zurecht!) über Jazz aus UK, über die britische Rap-Queen Little Simz oder das mehr oder weniger anonyme Projekt Sault von ebenda. Moor Mother’s Aktionen mit ihrem Brückenschlag von Sun Ra über Nina Simone oder Queen Latifah zu Angel Bat Dawid oder Divide And Dissolve verdienen die gleiche Aufmerksamkeit. „Black Encyclopedia“ wäre dazu ein fabelhafter Einstieg, der bei jedem Hören mehr fasziniert.

„Black Encyclopedia Of The Air“ von Moor Mother erscheint am 17.09.2021 bei ANTI- Records. (Beitragsbild von UV Lucas)

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