Miso Extra: Earcandy

Miso Extra credit Claryn Chong

Die britisch-japanische Künstlerin Miso Extra liefert mit „Earcandy“ ein Debütalbum, das man sich am besten beim Kaffee schlürfen anhört, während man eine Einkaufsliste schreibt. Ganz nett, aber irgendwie mehr für den Hintergrund als für die große Bühne geeignet. 

von Mia Lada-Klein

Miso Extra hat endlich ihr Debütalbum „Earcandy“ angekündigt, und auch wenn der Titel nach einer Zuckerwatte-Fantasie klingt, darf man sich nicht täuschen lassen: Das Album ist weniger zuckerhaltig, sondern eher eine bunte Mischung aus Hip-Hop, R&B, Elektronik und Pop. Es lässt sich gut hören, ohne Frage, aber es hinterlässt bei weitem nicht das Gefühl, etwas wirklich Großartiges erlebt zu haben.

Miso Extra und ihre Experimente

Miso Extra Earcandy Albumcover

Der Einstieg ins Album ist mit „Love Train“ poppig und fröhlich. Bei „Good Kisses“ gesellt sich dann noch etwas Elektro dazu, um das Ganze aufzupeppen. Und ach ja, Metronomy ist auch dabei – eine charmante Ergänzung, die so tut, als hätte sie sich nicht wirklich verausgabt, aber hey, es funktioniert irgendwie. Dann folgt „Moshi Moshi“, das Interlude, das für sich genommen eher als rätselhafte Fußnote durchgeht. Warum Interludes auf Pop-Alben existieren, bleibt ein ungelöstes Mysterium. Sie sind irgendwie da, aber auch so nötig wie ein ungewolltes Date.

Die wahre Herausforderung kommt aber mit „Candycrushin’“, einem Feature mit Tyson, das sich wie ein relativ uninspirierter Nachklang im letzten Drittel des Albums anfühlt. Man fragt sich, ob Miso Extra es einfach reinpacken musste, um die Zwölf-Track-Marke zu knacken oder um ihren Kollegen zufriedenzustellen, weil ein Feature eben noch etwas mehr Aufmerksamkeit bringt.

Miso Extra: Nostalgie trifft auf fehlende Innovation

Beim Hören von „Earcandy“ fühlt man sich zwischendurch wie ein nostalgischer Pop-Fan der 90er – irgendwie schwirren die Geister von Brandi und Monica in den Ohren, als hätte man „The Boy Is Mine“ in Dauerschleife gehört. Das Genre-Crossover ist da, keine Frage, aber irgendwie nicht wirklich überzeugend – eher ein sanftes Wischen an den Türen von Innovation, ohne sie richtig zu öffnen. Das Album wirkt ein ehrgeiziger Versuch, ein völlig neues Genre zu erschaffen – wie eine Modetrend-Edition, die aber nie so ganz greifbar wird. Es trägt diesen subtilen „Ich möchte, dass du mich erkennst“-Vibe, der das Ganze durchzieht, aber am Ende bleibt der Wiedererkennungswert auf der Strecke.

Der Abschluss: Smooth, aber nicht berauschend

Der letzte Track, der titelgebende „Earcandy“, kommt eher smoothig und groovig daher, aber ist eben auch nicht das, was man sich unter einem knalligen Abschluss eines Albums vorstellt. Alles klingt nett, aber nicht überwältigend – eher wie Hintergrundmusik in einem Café. Etwas, wovon man sich berieseln lässt, während man seinen Chai Latte schlürft und die Welt an einem vorbeizieht.

Miso Extra und ihr nettes, aber nicht prägendes Debüt

„Earcandy“ ist kein schlechtes Album. Es ist okay, aber eben nicht der große Knaller. Es will einiges, versucht zu innovieren, doch bleibt irgendwo zwischen den Stühlen – weder richtig catchy, noch richtig prägend. Geschmackssache? Natürlich. Aber wie gesagt, es gibt keinerlei echte Highlights – es sei denn, man steht auf Musik, die man irgendwo schon mal gehört hat, und zwar in einer Version, die deutlich herausragender war.

Miso Extras Debütalbum „Earcandy“ erscheint am 16. Mai 2025 via Transcending Obscurity. (Beitragsbild Claryn Chong)

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