Milan Kundera: Das Fest der Bedeutungslosigkeit – Roman

Der Schlüssel zur guten Laune

von Gérard Otremba

Milan Kundera ist 86 Jahre alt und hat im Jahre 2001 mit Die Unwissenheit seinen letzten Roman veröffentlicht. In der Zwischenzeit sind einige Essay-Bände von ihm erschienen, nun also endlich wieder ein Roman, den der in der Tschechoslowakei geborene und seit 1975 in Frankreich lebende Autor Das Fest der Bedeutungslosigkeit genannt hat. Doch bedeutungslos ist es keinesfalls. Wahrscheinlich nicht so wirkungsvoll wie einst sein von allen geliebtes Hauptwerk Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins, aber die Leichtigkeit des Erzählens hat sich Milan Kundera bis heute bewahrt. Obwohl ältere Herren eine wichtige Rolle in Das Fest der Bedeutungslosigkeit spielen, verkommt der gerade mal 140 Seiten lange Roman nicht zur Altherrenlektüre. Weise, charmant, witzig und mit einem Hauch von Melancholie lässt Milan Kundera seine durch Paris streifenden Protagonisten über die Welt philosophieren. Da ist Alain, der über die überall sichtbaren Bauchnabel junger Frauen und deren erogene Auswirkungen nachdenkt. Wir begegnen Ramon, der unbedingt eine Chagall-Ausstellung besuchen möchte, es aber nicht schafft, sich in die ellenlange Schlange vor dem Museumseingang einzureihen.

Ramons ehemaliger Kollege D’Ardelo bekommt zwar den befürchteten Tumor von seinem Arzt nicht bestätigt, erfindet aber Ramon gegenüber eine unheilbare Krebserkrankung. Ramons Freund Charles wiederum erzählt ständig Geschichten über Stalin und dessen Witze, während der erfolglose Schauspieler Caliban eine eigene Sprache erfindet, diese für Pakistanisch erklärt und auf einem Fest Verständnis von einer portugiesischen Hausangestellten erfährt. Milan Kundera verknüpft geschickt die losen Handlungsstränge (mal treffen sich seine Figuren wie zufällig, mal verabreden sie sich), springt von dem Paris der Gegenwart in die Sowjetunion der Vergangenheit und verbindet Stalin, Chruschtschow, Kant, Hegel und Schopenhauer. Das Fest der Bedeutungslosigkeit ist ein oftmals ironisches Amüsement eins Schriftstellers, der seine Vergangenheit in der Zwischenzeit im milden Licht sieht und Personen wie Josef Stalin als Groteske auferstehen lässt. Die Herren in Kunderas neuem Roman sind auf der Suche nach der guten Laune. Für Ramon ist die Bedeutungslosigkeit die „Essenz der Existenz“, und somit „…der Schlüssel zur Weisheit, sie ist der Schlüssel zur guten Laune.“ Für andere, zum Bespiel für mich, ist das Lesen von Milan Kunderas Das Fest der Bedeutungslosigkeit ein Schlüssel zur guten Laune.

Milan Kundera: „Das Fest der Bedeutungslosigkeit“, übersetzt von Uli Aumüller, Hanser Verlag, 978-3-446-24763-5, 16,90 €.

Kommentare

  • <cite class="fn">Birgit</cite>

    Die Besprechung macht auch gute Laune…und verspricht ein schönes Kundera-Buch, ein Autor, der das Leben trotz seiner Widrigkeiten liebt!

Kommentar schreiben