Mike Polizze: Long Lost Solace Find

Mike Polizze by Constance Mensh

Schöne Lieder, aber zu wenig Abwechslung bietet das Solo-Debütalbum von Mike Polizze

Mit dem am Freitag erscheinenden Album „Long Lost Solace Find“ präsentiert Mike Polizze sein erstes Studioalbum unter eigenem Namen. Nachdem der Multiinstrumentalist bereits bei Projekten wie Purling Hiss mit Band auftrat, versucht er sich mit diesem Album alleine und weicht dabei im Sound stark von bisherigen Veröffentlichungen ab. So sind keine verzerrten Gitarren oder eine regelmäßige Nutzung von Effekten zu erwarten. 

Klampfe und Stimme

Nachdem Christopher Schmidt den in Philadelphia lebenden Mike Polizze bereits 2015 davon hat überzeugen können, solo aufzutreten, folgt nun im Juli 2020 die erste eigene Platte. Das zwölf Lieder beinhaltende Album löst sich dabei stark von den zu erwartenden Klängen. Bewundernswert ist es, dass der Gitarrist von Birds Of Maya fast ausschließlich auf akustische Gitarren zurückgreift, während die Vergangenheit offenlegt, wie gerne Polizze sich mit den elektronischen Klängen der Gitarre ausdrückt. Das erste Stück auf „Long Lost Solace Find“, „Bainmarie“, erinnert beinahe an eine Session der Kasseler Band Milky Chance und lässt die Herzen von Folkpop-Anhängern schneller schlagen. Der Einstieg in die akustische Welt des Mike Polizze wird mit dem Schlürfen eines Kaffees beendet. Dazu drängt sich das Album auch auf – einen Kaffee machen und zuhören. 

Mike Polizze punktet mit gutem Fingerpicking und einem bestehenden Rhythmus

Mike Polizze Long Lost Solace Find Cover Paradise Of Bachelors

In der bereits erschienenen Single-Auskopplung „Revelation“ spielt Polizzes langjähriger Freund und Bandkollege Kurt Vile die Trompete ein. Auch neben den harmonierenden Backing Vocals und der wiederkehrenden Mundharmonika Viles, scheint sich die Zusammenarbeit der zwei Musiker auf diesem Album gelohnt zu haben. In „Eyes Reach Across“ duellieren sich präsente Akustik-Gitarren in einer spielerischen Art und Weise, während Polizze mit „Do Do Do“, in seiner Funktion als ruhiger Soundtrack des Sommers, das erste mal eine E-Gitarre erklingen lässt.

Über „Long Lost Solace Find“ hinweg scheint ein Rhythmus zu bestehen, der den Folk weiterhin erhalten lassen möchte. Auch wenn gerade kein Drum-Stick auf mit Fellen bespannte Toms einschlägt, erhalten die Gitarren den Rhythmus, der dieses Genre so auszeichnet. Trotz des Faktes, dass Polizze mit seinem Debütalbum textlich nicht allzu sehr in die Tiefe geht, sind seine Fähigkeiten an der Gitarre nicht genug zu würdigen: So machte der Musiker Platz für einen instrumentalen Track mit dem Namen „D’Modal“, der zu den besseren Liedern des Albums gehört. 

Zu wenig Variabilität in der Musik und zu wenig Bedeutung im Text

Mit „Vertigo“ platziert Polizze ein gelungenes Outro an das Ende von „Long Lost Solace Find“. Doch wozu stellt es ein Outro dar? Wo findet das Debütalbum des amerikanischen Musikers seinen Höhepunkt? Nirgendwo so wirklich: Mike Polizze präsentiert mit „Long Lost Solace Find“ eine Platte mit schönen Liedern und einer Menge an virtuosen, wenn auch akustischen Gitarren-Licks. An musikalischer Abwechslung oder tiefergehenden Texten wird letztlich aber zu wenig geboten. Infolgedessen muss sich „Long Lost Solace Find“ als ein durchschnittliches Album zufrieden geben. So bleibt es wohl beim Kaffee und dem Lauschen der Platte – aber das ist nicht weiter tragisch, denn zuhören kann man ihm auf jeden Fall! 

„Long Lost Solace Find“ von Mike Polizze erscheint am 31.07.2020 bei Paradise Of Bachelors / Cargo Music. (Beitragsbild von Constance Mensh)

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