Psychedelic-Rock mit Midlake und Americana-Folk von Israel Nash im Uebel & Gefährlich
von Gérard Otremba
Mit ihrem vierten Album Antiphon im Gepäck, macht die amerikanische Band Midlake Station in Hamburg. Auch ohne den ausgestiegenen Sänger Tim Smith glänzt Midlake mit einem superben Konzert im Uebel & Gefährlich. Als Support präsentiert Israel Nash höchst intensiven Americana-Folk-Rock.
Israel Nash spielt Americana-Folk-Rock der Extraklasse
Ehre wem Ehre gebührt. Normalerweise wird einem Support allerhöchstens eine halbe Stunde zugebilligt. Israel Nash darf am 12.03.2014 bei seinem Auftritt im Vorprogramm von Midlake im Hamburger Uebel & Gefährlich geschlagene 45 Minuten auf der Bühne verbringen, Zeit genug, fast sein komplettes neues Album Israel Nash’s Rain Plans vorzustellen. Eine grandiose Americana-Folk-Rock-Platte, eines der besten Alben des Jahres 2013 mithin. Begleitet von Eric Swanson an der Steel-Pedal, spielt und singt sich der Mittdreißiger mit seiner halbakustischen Gitarre in einen wahren Rauschzustand. Mit fast durchgehend geschlossenen Augen barmt und schreit sich der in Texas lebende Songwriter durch sein Set, die Reduzierung auf zwei Gitarren tut der Klasse der Songs keinen Abbruch, Nashs intensiver Vortrag fesselt und überzeugt das Publikum. Von „Woman At The Well“ und „Through The Door“, über „Just Like Water“ und „Who In Time“, bis zu „Rain Plans“, „Iron Of The Mountain“ und „Mansions“, allesamt echte Folk-Rock-Perlen, wie sie einst Neil Young in seiner besten Zeit komponierte. Israel Nash ist mehr als eine musikalische Zukunftshoffnung.
Midlake im rauschhaften Psychedelic-Prog-Rock-Himmel
Die ebenfalls in Texas beheimatete Band Midlake hatte mit dem Ausstieg von Sänger und Texter Tim Smith Ende 2012 einen herben Verlust zu verkraften. Umso schöner die interne Lösung, Gitarrist Eric Pulido die Lead-Vocals singen zu lassen. Neben Drummer McKenzie Smith, Bassist Paul Alexander, Keyboarder und Gitarrist Eric Nichelson, vervollständigen Gitarrist Joey McClellan und Keyboarder Jesse Chandler die Formation. Mit ihrem Psychedelic-Prog-Rock-Album Antiphon kehrte das Sextett dem mystischen Folk-Rock von The Courage Of Others und dem Westcoast-Rock von The Trials Of Van Occupanther den Rücken. Und so wird der Auftritt in Hamburg zu einer explosiven Rock-Show, denn die Texaner lassen es sich nicht nehmen, sämtliche Songs von Antiphon zu spielen. Mit dem kosmischen „Ages“ beginnt der Gig, das verhallte „Provider“ geht nahtlos in „Rulers, Ruling All Things“ über und „Young Bride“ findet sich in einem spacigen Arrangement wieder. Opulent, gar bombastisch mutet „We Gathered In Spring“ an, bevor das Konzert mit „Antiphon“, „Vale“ und „It’s Going Down“ in einen psychedelischen Rausch mündet. Den führen Midlake mit weiteren Antiphon-Songs weiter, lediglich unterbrochen von einem vor Kraft strotzenden „Children Of The Grounds“ und „Roscoe“, dem von allen erwarteten Midlake-Hit schlechthin, von Eric Pulido mit einem sanften Lächeln begleitet. Mit dem Inferno von „The Old And The Young“ endet das Konzert, bevor die Band für die beiden Zugaben „Provider Reprise“ und „Head Home“, einem weiteren Klassiker des Van Occupanther-Albums auf die Bühne des Uebel & Gefährlich zurückkehrt. Im mächtigen Gitarrengewitter von Joey McClellan endet der 90 minütige Auftritt von Midlake, eines überaus sympathischen, musikalisch jederzeit aufregenden und mitreißenden Kollektivs.