Ein zu Tränen gerührter Michèl von Wussow beim Album-Release-Konzert am 24.08.2024 in der Hamburger Hebebühne
Text und Fotos von Sarah Ismail
Es ist nicht selbstverständlich, ein Album von vorne bis hinten live zuhören und das einen Tag nachdem es erschienen ist, doch Michèl von Wussow machte es für Hamburg, und nur für diesen einen Abend, möglich. In der Hebebühne führte der Hamburger Indie-Pop-Musiker sein auch von Sounds & Books rezensiertes Album „Traum B“ auf. Der Abend startete nicht weniger interessant durch ein Q&A. Mit einem „Ich bin ein bisschen aufgeregt“, aber einem strahlenden Lächeln startete er die Fragerunde und sprach vor allem über den Schreibprozess des Albums, der für ihn und seine Emotionen ein „Safe Space“ geworden sei und wie er so gut Melancholie und Optimismus verbinden könne Zwischendrin hörten wir die Demo von „Juli“, die definitiv gar nicht nach dem fertigen Lied klang.
En fassungsloser Michèl von Wussow
Nach einer kleinen Verschnaufpause war er wieder auf der Bühne und brachte alles, was er in sich hatte. Schon nach dem ersten Lied „Traum B“ sah man den Schweiß nur so von seiner Stirn fliegen. Und kurze Zeit später kündigte er „Alles geht vorbei“ mit einem „Ich kann nichts versichern“ an und ließ seinen Tränen beim Singen freien Lauf. Das Publikum war mitgerissen, Jubelschreie, Geklatsche und Gepfeife wurden immer lauter und Michèl von Wussow? Er war zu tiefst gerührt, nicht nur einmal drehte er sich kopfschüttelnd zur Band um, die mächtig Spaß auf der Bühne hatte und drückte auf sein Herz, fassungslos wie gut die Lieder bei seinen Fans ankommen.
Purer Mut
Die Singles „Mitte 20 im Arsch“, „Gib nie auf“, „Traum B“ und „Wieder nicht genug“ welche einige Wochen vorher erschienen waren wurden herzlichst und schmerzlichst mitgesungen. Ein Wort ging mir den ganzen Abend nicht aus dem Kopf: Mut! Michèl von Wussow verkörperte mit seinem Album und auf der Bühne puren Mut, trotz seiner Nervosität ließ er alle an seinen intimen Gedanken teilhaben, er schrie die Worte nur so ins Mikrofon und damit auch sein Trauma, seine Ängste und Verzweiflung. Die Klassiker „Narbenherz“, „Atmen“ und ganz zum Schluss „Hauptsache du bist glücklich“ seines Debütalbums konnte er selbstverständlich nicht außen vor lassen und brachte damit einen schmetternden Abschluss.
Die einzige Frage die offen bleibt: Warum steht er noch auf keinen größeren Bühnen, vor mehr Menschen?
Die nächste Chance, Michèl von Wussow live in Hamburg zu erleben ist am 10.11.2024 im Bahnhof Pauli.