Michael Mantler: Coda – Orchestra Suites

Michael Mantler Coda Orchestra Suites Cover ECM Records

Kein Best-Of-Album, sondern eine Neu-Interpretation eigener Werke zum 50. Karrieregeburtstag des Trompeters Michael Mantler

Eine Best Of-Compilation wäre naheliegend gewesen. Alleine schon deshalb war eigentlich klar, dass Michael Mantler seinen 50. Karrieregeburtstag anders begehen würde. Der Österreicher ist nicht nur ein bemerkenswerter Trompeter, sondern hat vor allem auch als Komponist in Jazz und Neuer Musik ein beachtliches Werk geschaffen. Doch auch mit 68 Jahren neigt Mantler nicht zur Nostalgie, sondern zur Neuerfindung. Wie schon bei seinen letzten Arbeiten (wie etwa auf dem fantastischen „Update“ von 2014) nimmt er auch auf „Coda“ wieder einige seiner älteren Kompositionen und arbeitet sie in neuen Kontexten aus und um. „Material aus meinem eigenen musikalischen Universum wiederzuverwenden ist in der Tat seit langem meine kompositorische Vorgehensweise. Musikwissenschaftler könnten sich eine interessante Zeit damit machen, zu erraten, was in meiner Musik woher kommt und wie es neu geformt und recycelt wurde“, sagt Mantler.

Michael Mantler verpasst seinen Songs eine Frischzellenkur

Michael Mantler Coda Orchestra Suites Cover ECM Records

Die Bezugs- und Referenzpunkte auf „Coda“ sind klar: Das Ausgangsmaterial stammt aus den Alben „13 and 3 / 4“, „Cerco un paese innocente“, ‚“Alien“, „Folly Seeing All This“, „For Two“ und „Hide And Seek“. Mit einem Orchester aus 26 Musikern sowohl aus Jazz- als auch aus Klassikmusikern sowie erneut Dirigent Christoph Cech verpasst er den Stücken dieser Alben jedoch eine Frischzellenkur, dass es eine helle Freude ist. Wie in einer Collage setzt er Elemente des Ausgangsmaterials und neue Ideen aneinander. „TwoThirteen Suite“ enthält Material von „13“ (damals unter anderem mit Carla Blei eingespielt). Die „Folly Suite“ baut auf „Folly Seeing All This“ von 1992 auf, die „Alien Suite“ auf „Alien“, die „Cerco Suite“ und die „Hide Seek Suite“ präsentieren Musik, die ursprünglich die Worte von Guiseppe Ungaretti bzw. Paul Auster umrahmen sollte.

Mantlers Radikalität

Mit Flöte, Oboe, Klarinette, Waldhorn, Tuba, Vibraphon und Streichergruppe gelingt es Mantler, seine Ausgangskompositionen stärker zu profilieren und zu akzentuieren. Schön, dass er dabei seine Ideen nicht aus einem Anflug an Euphorie übermalt, sondern sich seinen Mut für die Lücke bewahrt. So wechselt die Musik zwischen kleiner und großer Besetzung, zwischen verschwenderischer Opulenz und bedürftiger Geheimniskrämerei. Vor allem aber bewegt sie sich im absoluten Zentrum der Aufmerksamkeit des Hörers. Mantlers Radikalität ist auch nach 50 Jahren noch immer beeindruckend und respekteinflößend. Und „Coda“ ist der Beleg für beides: eine imposante Vergangenheit und eine aufregende Zukunft.

„Coda – Orchestra Suites“ von Michael Mantler erscheint am 16.07.2021 bei ECM Records. (Beitragsbild: Albumcover)

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