Mia Aegerter: Nichts für Feiglinge – Albumreview

 

Traurig-tröstliche, aber auch hoffnungsfrohe Songs von Mia Aegerter

In ihrer Schweizer Heimat hat Mia Aegerter bereits vier Mundart-Alben veröffentlicht, eine goldene Schallplatte und diverse andere Preise gewonnen. Als Schauspielerin stand sie zu Beginn der Nuller-Jahre u.a. für Gute Zeiten, schlechte Zeiten vor der Kamera und begleitete als Musikerin Ronan Keating auf einer seiner Deutschlandtourneen. Aber all das diente wohl nur als Vorgeplänkel für das Album Nichts für Feiglinge, ihrem ersten mit hochdeutschen Texten. Nichts für Feiglinge ist ein sehr gutes Singer-Songwriter-Indie-Folk-Pop-Album, bei dem zwar Mia Aegerters Stimme und akustische Gitarre im Vordergrund stehen, aber auch Violine, Flöte, Cello, Trompete, Bassklarinette, Flügelhorn und Posaune neben Bass, Schlagzeug und E-Gitarre zum Einsatz kommen.

Mia Aegerter will „Farbe bekennen“, wie es ihm gleichnamigen Song heißt und das tut sie offen und schonungslos. Als „Superwoman“ fühlt sie sich nach Beziehungsende „besiegt“, wissend, dass ihre Stärke dem Ego des Partners nicht schmeckte. Aber auch Superwoman hat Gefühle und männliches Besitzdenken  und die Trennung verletzen. Im Titelsong „Nichts für Feiglinge“ steht die Bindungsangst einer intimen Beziehung im Weg, ein letztes Fünkchen Hoffnung jedoch bleibt („Liebe braucht viel Mut, doch wir sind garantiert keine Feiglinge“). In „Du kommst zu früh“ passt trotz exakten Beuteschemas der Zeitpunkt für eine Beziehung nicht. Es ist manchmal aber auch wie verhext mit diesem Beziehungsgeflecht.

Mia Aegerters Texte über Verluste („Los lass los“, „Wenn einer von uns“) sind berührend und poetisch, über Depressionen („Schwarzer Fleck“) unter die Haut gehend und die Abrechnung mit dem Ex in „Böseslied“ gerät exakt so, nämlich böse. Keine seichte Betroffenheitslyrik weit und breit. Die Arrangements von Nichts für Feiglinge sind filigran und zerbrechlich, anmutig und graziös. Aegerters Indie-Folk-Pop trifft in „Liebe linear“ auf einen Blues-Noir mit französischem Charme und sucht im beschwingten „Farbe bekennen“ die Nähe zum Pop-Duo Boy. Eine mutige, traurig-tröstliche und doch hoffnungsfrohe Platte. Eben nichts für Feiglinge.

„Nichts für Feiglinge“ von Mia Aegerter ist am 26.05.2017 bei Sophie Records erschienen.

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