Messa: Close – Albumreview

Messa credit Federico Floriani

Drittes Album der „Scarlet Doomster“ Messa aus Cittadella/Padua

Magische Kräfte werden dem dritten Album einer Band häufig angedichtet, welches endgültig entscheiden soll über den Stellenwert, den die Musizierenden kreativ oder monetär in Zukunft einzunehmen imstande sind. Ob sich das in finanzieller Hinsicht für das Quartett Messa bewahrheiten wird, vermag ich nicht zu prophezeien – künstlerisch/kreativ setzen sie nach dem schon extrem starken Vorgänger „Feast For Water“ (2018) mit ihrem Drittling „Close“ jedoch ein atemberaubendes Ausrufezeichen.

Messa als solitäre Band in der Metal-Szene

Messa Close Cover Svart Records

Ja, Messa gelten als eine Metalband und mögen deswegen vielleicht bei wenigen Lesern dieses Magazins auf Interesse stoßen, doch Messa sind soviel mehr als Metal und ein absoluter Solitär in der Szene. Mit ihrem an Ambient, Jazz, Wave, Psychedelic, Gothic oder Worldmusic geschultem Sound sind sie mit keiner der Formationen vergleichbar, mit denen sie auf Festivals wie dem Hammer Of Doom, dem Dudefest oder dem schwarzmetallischen Dark Easter Metal Meeting die Bühne teilen.

Höchstens weisen sie klangliche Ähnlichkeiten auf mit den spirituellen Vorreitern des okkulten Psychedelic-Rock  The Devil’s Blood sowie ihren klanglichen Epigonen Jex Thoth, Blood Ceremony oder Messas finnischen Labelmates Jess & The Ancient Ones, stellen diese mit ihrem erweitertem Klangkosmos jedoch locker in die Tasche. Kein Wunder, wenn die Einflüsse Namen enthalten wie John Coltrane, Angelo Badalamenti oder Bohren & Der Club Of Gore. Schmeißen wie noch Dead Can Dance, Fleetwood Mac oder Chelsea Wolfe in die Schüssel, dann kommen wir der Sache etwas näher. Und Black Sabbath, selbstverständlich.

Saras stimmliche Ausdruckskraft

Aushängeschild der Formation ist Sängerin Sara, deren stimmliche Ausdruckskraft zum Beispiel beim über zehnminütigem „0=2“ besonders zum Tragen kommt. Wispernd bis kraftvoll bereitet sie die folgende Instrumentalschlacht vor, die heftige Blues-Riffs mit eskalierendem Saxophon verbindet ohne, dass sie mit ihrer Range angeben müsste. Jeder Ton sitzt scheinbar völlig unangestrengt, während die Jungs dabei um ihr Leben spielen. Das folgende „If You Want Her To Be Taken“ gehört ihr präsenztechnisch schließlich fast ganz alleine, ebenso wie der Album-Closer „Serving Him“. Häufig wird Sara mit Stevie Nicks verglichen, was jedoch eher auf ihre Erscheinung als ihre Stimmlage zutrifft – Grace Slick trifft es da eher, Lisa Gerrard ebenso.

Messas umfangreiches Instrumentarium

Die drei Musiker hinter Sara veröffentlichen ebenso bescheiden nur ihre Vornamen auf ihrer Bandcamp-Seite – die Fülle der von Marco, Alberto sowie Rocco verwendeten Instrumente gäbe dabei genug Anlass zum Protzen: Drums, Percussion, Synthies; Saiteninstrumente wie die mittelalterliche Dulcimer, Akustische wie Slide-Gitarre, Zwölfsaitige, Oud, Mandoline neben drei Arten von Bässen. Interessant vielleicht in diesem Zusammenhang, dass die für Gesang sowie Texte zuständige Sara auch Bass spielt, jedoch bei den traditionelleren Doomern Bottomless. Mit Matteo Bordin sowie Bottomless-Kollege Giorgio Trombino sind noch zwei Gäste an Bord für weitere Gitarren und Saxophon.

„Closer“ beinhaltet keinen Ausfall und stellt einen einzigen, kompletten Anspieltipp dar – von der exzessiven 45 Sekundennummer „Leffotrak“, bei der kurz wie schmerzvoll dem Black Metal gehuldigt wird, vielleicht mal abgesehen. Wer Interesse hat an innovativer, grenzenloser und leidenschaftlicher Rockmusik sollte unbedingt ein Ohr riskieren.

P.S.: Sehe gerade, dass die vorbestellbaren Platten bei Bandcamp alle ausverkauft sind. Vielleicht wird’s ja doch was mit der finanziellen Anerkennung nach dem dritten Album, gegönnt sei es den Italienern jedenfalls.

„Close“ von Messa erscheint am 11.03.2022 bei Svart Records / Cargo. (Beitragsbild von Federico Floriani)

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