Melissa Etheridge live in Berlin 2019

Melissa Etheridge credit Universal Music

Melissa Etheridge begeistert das Berliner Publikum im Tempodrom

1988 veröffentlichte Melissa Etheridge ihr gleichnamiges Debütalbum, das gleich zwei Riesenhits enthielt, die jeder Fan noch heute spielend mitsingen kann: „Like The Way I Do“ und „Bring Me Some Water“. Mit unverwechselbar kehlig-rauchiger Stimme und einem Verständnis des Gitarrenspiels, das sonst nur Männern zugeschrieben wird, faszinierte sie sowohl das weibliche als auch männliche Publikum. Am 08. März 2019 hat sie nun im Berliner Tempodrom bewiesen, dass von dieser Faszination nichts verloren ist. Ebenso wenig wie von ihrer musikalischen Strahlkraft. Das zum großen Teil langjährige Publikum zeigte sich vom Erscheinen der Künstler auf der Bühne begeistert. Eine Zeitreise der besonderen Art war es, die Melissa Etheridge unternahm.

Melissa Etheridge sorgt für eine Zeitreise mit Gänsehauteffekt

Melissa Etheridges Songs – querbeet, dennoch chronologisch, aus ihren ersten Alben gepickt – erzählen immer eine Geschichte. Die Verbindung zwischen den Songs gestaltete die sympathische energiegeladene Sängerin ebenso erzählerisch. Berlin hat es ihr angetan, sie hat eine spezielle Verbindung zu dieser Stadt, die sie immer wieder inspiriert.

Wichtige Stationen ihres Lebens verknüpft sie mit dieser Stadt. Ihr persönliches, noch nicht offizielles Outing fand hier im Gespräch nach einem Konzert in einem kleinen Club statt. Das spontane Konzert  mit den Menschen, die den Mauerfall feierten – trotz der etwas wagen Lage hatte sie sich mit ihrer Band entschieden, einen freien Tag am 09. November 1989 in Berlin zu verbringen und rollte quasi unfreiwillig in diese friedliche Revolution hinein – das sind sicherlich Dinge, die man nie mehr vergisst.

Frühere Strahlkraft nie verloren

Stimmlich nach wie vor unverkennbar Melissa Etheridge, hört sie sich im Tempodrom genauso an, wie zu Beginn ihrer Karriere.  Ihre unterschiedlichen, entsprechend für die Songauswahl gestimmten Gitarren beherrscht sie nach wie vor virtuos. Wobei sie eine Spielfreude an den Tag legte, die bei manch einem männlichen Pendant eher leidend und angestrengt daherkommt, bei Melissa Etheridge aber eine allgemein lässige Haltung widerspiegelt. Es ist eine Freude, ihr zuzuhören.

Dabei mag die hervorragende Band ein wenig in den Hintergrund geraten, aber mit Melissa Etheridge steht ja auch eher eine Solokünstlerin auf der Bühne.  Sie ist der lebende Beweis, dass echter, ehrlicher Rock’n‘Roll immer funktioniert. Aber auch leise Töne stehen ihr gut. „Baby You Can Sleep While I Drive“wurde so zu einem Gänsehautmoment für alle Anwesenden. Berührend, doch gänzlich kitschfrei. Längst war die für Berliner Verhältnisse ungewohnt lange Zeit am Einlass vergessen.  Dafür sorgten auch Hits wie „Come To My Window“, „I‘m The Only One“oder„You Used To Love To Dance“.

„Like The Way I Do“

Erst zum Schluss rockte  die Halle bei „Bring Me Some Water“ noch einmal so richtig ab – doch ein Song fehlte bis dahin. Das Publikum wollte Etheridge nicht ohne eine Zugabe gehen lassen und die hatte es in sich. „Like The Way I Do“ – wer aus der musikalischen 80er-Jahre-Generation kennt es nicht? – geriet zum krönenden Abschluss eines großartigen Abends. Der Internationale Frauentag – in Berlin zum ersten Mal 2019 ein Feiertag –  der perfekte Tag für ein Konzert in der Stadt, die laut Etheridge „Frauen richtig versteht“.

Im April 2019 erscheint Melissa Etheridges neue Platte The Medicine Show. (Beitragsbild: Credit by Universal Music)

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