Mathias Eick: When We Leave

Mathias Eick credit Colin Eick

Zu einem Zeugnis konsequenter Weiterentwicklung einer vielversprechenden Formation und ihres Leaders gerät das Album „When We Leave“ von Mathias Eick

Der norwegische Schriftsteller Karl Ove Knausgård hat eine Serie von bislang sechs autobiografischen Romanen verfasst. „Sterben“, „Lieben“, „Spielen“, „Leben“, „Träumen“ und „Kämpfen“. Ein ganzes Leben aus der Binnenperspektive, Weltwahrnehmung als singulärer innerer Kosmos. Keine Ahnung, ob Mathias Eick diese Serie seines Landsmannes gelesen hat oder sonstwie von ihr inspiriert wurde. Sein neues Album jedenfalls enthält sieben Eigenkompositionen mit Titeln wie „Loving“, „Caring“, „Begging“ und „Playing“. Die Assoziation ist auch deshalb nicht abwegig, weil der Trompeter mit „When We Leave“ an das Vorgängeralbum „Ravensburg“ anknüpft, was eine Suche nach den eigenen Wurzeln und insbesondere als Hommage an den Geburtsort einer seiner Großmütter konzipiert war.

Mathias Eick wird mutiger

Mathias Eick When We Leave Cover ECM Records

Genau wie auf dem Vorgänger hat Eick auch diesmal wieder den Geiger Håkon Aase, den Pianisten Andreas Ulvo, Bassist Audrun Erlien sowie die beiden Drummer Torstein Lofthus und Helge Andreas Norbakken engagiert. Neu an Bord ist lediglich Stian Carstensen an der Pedal-Steel-Gitarre. Aufgenommen wurden die Tracks im Osloer Rainbow Studio. Was gleich auffällt: Die Musik ist dichter geworden, die Stücke mutiger. Das hat vor allem mit Eick selbst zu tun, dessen Spiel an Trompete und Keyboard fokussierter und gradliniger geworden ist. Auch die Geige tritt verstärkt ins Zentrum, addiert – gestrichen wie gezupft – eine Dosis Folk zur Mixtur aus Jazz und Pop. Weiter markanter Posten der eleganten Soundformel ist das lyrische Spiel von Pianist Ulvo. Das alles harmoniert derart gut und konkurrenzfrei, dass die Stücke ganz in den Vordergrund rücken können.

Musikalischen Storytelling ohne ablenkende Nebenhandlung

Die nehmen Bezug aufeinander, sind verbunden und zusammengesucht, weshalb sie auch hintereinander so gut funktionieren. Etwas heraus stechen das extrem eingängige „Turning“ sowie das meditative „Begging“. Sie sind die Markierungspfeiler des hier abgesteckten musikalischen Feldes. Aber auch „Flying“ gehört separat erwähnt, weil es an Intensität die übrigen Stücke etwas überragt. Musikalisches Storytelling ohne ablenkende Nebenhandlungen.

Insgesamt ist dies ein Zeugnis der konsequenten Weiterentwicklung dieser vielversprechenden Formation und ihres Leaders. Chapeau!

„When We Leave“ von Mathias Eick erscheint am 24.09.2021 bei ECM Records. (Beitragsbild von Colin Eick)

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