Mark Knopfler: Privateering

Melancholisches von Mark Knopfler

von Gérard Otremba

 Mark-Knopfler-Privateering1

An Meriten hat es in Mark Knopflers Musikleben wahrlich nicht gemangelt. Spätestens seit dem 1985 veröffentlichten Album „Brothers In Arms“ gehörte er mit seiner legendären Band Dire Straits zu den monumentalen Rock-Acts der 80er Jahre. Unvergessen der Titelsong, dazu „So Far Away“, “Money For Nothing“ und “Your Latest Trick”. Davor schon beeindruckte Knopfler mit seinem exklusiven Gitarrenspiel bei “Telegraph Road”, “Private Investigations” und „Romeo And Juliet“. Und „Sultans Of Swing“ hat sich sowieso längst in alle Köpfe eingebrannt. Die Solo-Platten, von „Golden Heart“ (1996) bis „Get Lucky“ (2009) brachten ihm in Europa regelmäßig Top-Ten-Plazierungen ein und auch als Produzent, unter anderem für Bob Dylan, oder Songwriter („Private Dancer“ für Tina Turner) war er ein gefragter Mann. Eine ruhmreiche Karriere, die Mark Knopfler an einen Punkt gebracht hat, an dem er niemanden mehr etwas beweisen muss.

Melancholischer, verträumter, teils schwermütiger Folk-Pop von Mark Knopfler

Exakt so hört sich sein siebtes Solo-Album „Privateering“ denn auch an. Das Einzige, was der 63-jährige Engländer beweist, ist seine Klasse. Seine Souveränität strahlt sich auf jeden Song dieser Doppel-CD aus. „Privateering“ ist eine unaufgeregte, altersweise Platte geworden. Der groß angelegte Pop der Dire Straits ist längst passé. Geblieben ist Knopflers leicht rauchiges Timbre und sein auf einigen Songs so schön wiedererkennbares Gitarrenpicking. Seine lyrischen Stratocaster-Licks schenkt uns Mark Knopfler gleich zu Beginn bei „Redbud Tree“, einem leisen, melancholischen Folk-Pop-Song. Die sanfte Melancholie zieht sich als Grundstimmung durch das gesamte Album. Bietet sich natürlich auch an, beim zarten irischen Folk von „Haul Away“, verziert mit Flöten und Akkordeon, oder dem sanften und verträumten „Miss You Blues“, der auf einem alten Traditional basiert und von Knopfler neu arrangiert worden ist. Es ist die Nachdenklichkeit, Schwermut und Lakonie, die bei diesen und artverwandten Songs wie „Kingdom Of Gold“, „Dream Of The Drowned Submariner“, „Yon Two Crows“, „Go, Love“ oder „Seattle“ hervorsticht.

Mark Knopfler zwischen Bob Dylan, urigen Blues, Rockabilly und Country

Dass Mark Knopfler 2011 zusammen mit Bob Dylan tourte, scheint auf einige Kompostionen abgefärbt zu haben. „Corned Beef City“, “Today Is Okay”, “I Used To Could” und „Got To Have Something“ swingen jedenfalls in diesem typischen Dylan-Live-Flow, einer Art Country-Roll-Shuffle. Einem urigen, coolen Slowmotion-Blues, mit Harp und allem, was dazugehört, frönt Knopfler in “Hot Or What”, “Don’t Forget” und “Bluebird”. Die restlichen Songs changieren zwischen Rockabilly-Blues („Gator Blood“), Honky-Tonk-Country („After The Beanstalk”), Gershwin-Jazz (“Radio City Serenade”) und Folk-Pop (“Blood And Water”, “Privateering”). Das Spiel seiner langjährigen Begleiter, wie Gitarrist Richard Bennett, Bassist Glenn Worf und Keyboarder Guy Fletscher sowie allen anderen Musikern ist schlichtweg perfekt. Mit „Privateering“ gelingt Mark Knopfler eine sehr, sehr hörenswerte Doppel-CD.

„Privateering“ von Mark Knopfler ist am 31.08.2012 bei Mercury / Universal erschienen.

Kommentar schreiben