Marius Müller-Westernhagen: Das eine Leben

Marius Müller-Westernhagen credit Olaf Heine

In seinem guten neuen Album „Das eine Leben“ setzt sich Marius Müller-Westernhagen mit dem eigenen Leben und dem Zeitgeist auseinander

Geschlagene acht Jahre nach seinem letzten Album „Alphatier“ meldet sich Marius Müller-Westernhagen zurück. Also fast schon eine Art Comeback für den deutschen Rockstar, der 1978 mit seiner vierten Platte „Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz“ den nationalen Durchbruch feierte, ab „Halleluja“ (1989) zum gefeierten Stadion-Act avancierte und insgesamt sieben Nummer-Eins-Alben herausbrachte. Die Deutschrock-Ikone geriet zuletzt in die Schlagzeilen, als selbsternannte „Querdenker“ seinen Hit „Freiheit“ auf Demos vereinnahmten und Müller-Westernhagen cool mit einem Impf-Foto auf Instagram konterte.

Müller-Westernhagen und die Corona-Zeit

Marius Müller-Westernhagen Das eine Leben Cover Sony Music

Womit wir dann schon beim Thema sind, denn natürlich ist „Das eine Leben“ u.a. von der weltweiten Pandemie der letzten beiden Jahre geprägt. Schon im Opener „Ich will raus hier“ besingt er die quälende Isolationszeit und ihre privaten und gesellschaftliche Folgen. MMW zählt auf, was man alles vermisst hat während der Lockdowns und Teil-Lockdowns und fasst den Wunsch, das alles hinter sich zu lassen, in die richtigen Worte. Definitiv keine Steilvorlage für die ganzen Schwurbler dieser Nation. Rock, Pop, Soul und Blues gehen bei dem 1948 in Düsseldorf geborenen Musiker bereits beim ersten Albumtrack Hand in Hand. Und auch im Verlauf des weiteren Albums zeigt sich der 73-Jährige von seiner besten Seite. Ob hymnisch, treibend oder balladesk, Marius Müller-Westernhagen sollte mit „Das eine Leben“ alle seine Fans begeistern können.

Der Zeitgeist und die Banalitäten der sozialen Medien

MMW schaut zurück auf sein Leben, beschäftigt sich eingehend mit dem Tod und rechnet mit dem „Zeitgeist“ ab. „Kim Kardashian hat praktisch mit nichts sehr viel Geld gemacht und einer Menge junger Menschen vermittelt, das sei das Leben: die nächste Party und was man da anzieht“, sagt Müller-Westernhagen über eine Inspirationsquelle zu diesem Song und prangert in diesem Zusammenhang die sozialen Medien an: „Sie begünstigen Voyeurismus, Exhibitionismus, Neid. Und sie promoten Banalitäten. Das ist doch idiotisch“, nimmt er kein Blatt vor den Mund. Aber auch die Liebe kommt in vielen Facetten auf dem Album nicht zu kurz. Zu weiteren Highlights des Albums zählen die Balladen „Abschiedslied“ und  „Ich werde Dich lieben bis in den Tod“ sowie das dunkle und mit Streichern unterlegte Sechsminuten-Epos „Die Wahrheit“.

Marius Müller-Westernhagen stellt die richtigen Fragen

Am Ende, beim countryesken „Wenn wir wieder über den Berg sind“ stellt MWW die richtigen Fragen nach zwei Jahren Corona („Werden wir dann klüger sein, uns wieder besser verstehen? Werden wir zu Teilen lernen ohne Kalkül? Werden wir gar fähig sein, mit allen Menschen mitzufühlen?“). Es sind hoffnungsvolle und idealistische Fragen. Ob die richtigen Antworten gefunden werden, bleibt aufgrund der oben erwähnten Gesellschaftsspalter abzuwarten. Marius Müller-Westernhagen jedenfalls setzt mit seinem souveränen und guten Album ein Statement.

„Das eine Leben“ von Marius Müller-Westernhagen erscheint am 20.05.2022 bei Sony Music. (Beitragsbild von Olaf Heine)  

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