Marillion: An Hour Before It’s Dark

Die Prog-Rock-Institution Marillion setzt mit „An Hour Before It’s Dark“ ein wunderschönes Lebenszeichen ab

Wie kaum eine andere Band gilt sicherlich Marillion als Konstante im Progressive Rock / Art Rock Sektor, und das inzwischen seit gut 43 Jahren; davon beachtliche gute 33 Jahre in unveränderter Besetzung. Dabei bedeutet bei dieser Band unveränderte Besetzung keinesfalls musikalischer Stillstand, das haben die fünf Herren um Sänger Steve Hogarth in den letzten Jahrzehnten mehrfach deutlich unter Beweis gestellt, zuletzt vor gut fünf Jahren mit ihrem bis dato letzten Album „F.E.A.R.“.

Kein Dünkel eins Gnadenbrotes

Marillion An Hour Before It's Dark Cover earMUSIC

Fans der Combo werden grundsätzlich froh sein, dass man nach so langer Schaffenspause mit „An Hour Before It’s Dark“ tatsächlich noch mal ein neues Album kredenzt bekommt, so dass die Frage, ob dieses dann qualitativ auf den recht exzellenten Vorgänger anschließen kann, wahrscheinlich erst einmal in den Hintergrund rückt. Sobald sich die Frage dann allerdings stellt, kann diese durchweg positiv beantwortet werden, denn das, was sich musikalisch auf der aktuellen Scheibe versammelt, ist aller Ehren wert und hat keinesfalls den Dünkel eines Gnadenbrotes.

Marillion setzen auf gefälliges und flüssiges Songwriting

Gut 55 Minuten Musik verteilt auf insgesamt sieben Songs hat man in Peter Gabriels Real World Studios eingespielt, dasselbe Studio übrigens, in dem auch der Vorgänger geschmiedet wurde. Musikalisch bewegt man sich – wie wahrscheinlich auch nicht anders zu erwarten war – in epischen Artrock-Sphären, die so orchestriert sind, dass sich alleine der Musik wegen die Ohren ganz weit öffnen. Gegenüber dem Vorgänger legt man dieses Mal auch wieder deutlich mehr auf ein gefälliges und flüssiges Songwriting, das den Hörer gleich zu Beginn einfängt und mit Steve Hogarths klarem Gesang sanft durch die einzelnen Tracks leitet; da war „F.E.A.R.“ noch an vielen Stellen um einiges sperriger.

Schwere textliche Kost

So offen und sanft die Musik wirkt, textlich ist das Ganze dann doch eher schwerere Kost, da sich die Band inhaltlich mit aktuellen Themen wie z.B. drohender Klimakatastrophe („Reprogram The Gene“) und natürlich auch der Corona-Pandemie („Murder Machines“, „Care“) beschäftigt. Mit „The Crow And The Nightingale“ hat Marillion dann auch noch eine über sechsminütige Hommage an den großartigen Leonard Cohen im Repertoire, die man durchaus als gelungen bezeichnen darf. Alles in allem lohnt es sich also definitiv, sich nicht nur in der Musik an sich zu verlieren, sondern auch ein Augenmerk auf die Texte zu richten.

Ein wunderschönes Lebenszeichen von Marillion

Fazit: Mit „An Hour Before It’s Dark“ setzen Marillion ein weiteres wunderschönes Lebenszeichen ab, das sich hinter dem übrigen musikalischen Schaffen der letzten Jahrzehnten gewiss nicht verstecken muss. Der Titel hat gewissermaßen eine Doppelbedeutung; einerseits beschreibt diese Redewendung die letzte helle Stunde des Tages, an der die Kinder noch draußen spielen dürfen, andererseits ist dieser Titel auch hinsichtlich der textlichen Inhalte als Warnhinweis zu verstehen, dass es für viele Dinge, die auf unserem Planeten nicht ganz so optimal laufen, bereits 5 vor 12 ist. Bleibt aber zu hoffen, dass – solange es ja noch hell ist – Fans der Truppe auch künftig noch auf weitere Marillion-Alben hoffen dürfen.

„An Hour Before It’s Dark“ von Marillion erscheint am 04.03.2022 bei earMUSIC / Edel. (Beitragsbild von Anne-Marie Forker)

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