Marcel Gein: Good Morning Erlenbach

Marcel Gein credit Melancholie Maritim Photographie

Auf seinem zweiten Album entdeckt der Hamburger Songwriter Marcel Gein neue Soundwelten  

Dass er ein vorbildlicher Geschichtenerzähler ist, hat Marcel Gein bereits vor 2015 bewiesen. Damals erschien sein von uns an dieser Stelle besprochenes Debütalbum „Passanten“, ein mehr oder weniger klassisches Singer-Songwriter-Album, das den Hamburger Musiker, der auch in der Band Perry O’Parson  spielt, sofort in eine Reihe mit Nils Koppruch und Gisbert zu Knyphausen stellte. Fünf Jahre später kehrt der in Erlenbach in der Nähe von Karlsruhe aufgewachsene Songwriter mit seiner zweiten Platte zurück. „Good Morning Erlenbach“ wurde mit Hilfe von Kollege Julian Bätz (Helmet Lampshade) im Kellerraum des Elternhauses von Marcel Gein aufgenommen.

Marcel Gein auf den Spuren von Eels

Marcel Gein Good Morning Erlenbach Cover Tapete Records

Großartige Geschichten kann Marcel Gein, der sich im Interview bei Stay Close To Your Soul ausführlich zum neuen Werk äußert, immer noch erzählen, seine musikalische Ausrichtung hat sich indes Richtung Indie-Pop der Marke Eels verschoben. Gab es schon beim Debüt viel zu entdecken, bietet „Good Morning Erlenbach“ ein Füllhorn an Ideen, Sounds, Hintergrundgeräuschen und verschiedener Instrumente. An das typische Songwriter-Idiom des Debüts erinnert fast nur noch das abschließende, sehr ruhige und nachdenkliche „Ich verkaufe alles“, das mit der Zeile „An der Haltestelle gegenüber wird getrunken und geraucht, weil keiner allein sein kann“ zwar natürlich nicht zum Spreader-Event in Corona-Zeiten auffordert, aber die Sehnsüchte nach sozialem Miteinander bei Kontaktbeschränkungen aufzeigt. Ein stolpernder Drumbeat, Andreas Dorau an den Backing Vocals, verspielte Gitarrenklänge sowie eine liebreizende Chorus-Melodie erwarten uns im Eröffnungssong „Chance“.

Zahlreiche Album-Highlights

Ein famoser Albumauftakt, der bereits auf die Kunst eines Mark E. Everett hinweist und im euphorischen „Chico“ seine Fortsetzung findet. Das von der Vorstellung des nerdigen Chico zur essentiellen Frage „Wer bist du?“ gleitet und in dem 80er-Drumpads und Dream-Pop-ähnliche Passagen eine friedliche Koexistenz eingehen. Zu weiteren Highlights der Platte zählen das schwebende, mit einem sanften Saxophonspiel bereicherte „Northgate Petro“, die traumhaft schöne, leicht wehmütige Indie-Pop-Ballade „Vectra“, das mitreißende, an Die Höchste Eisenbahn erinnernde „Kinder außer Kontrolle“ sowie das melancholische „Dunkel“. Wer sich auf die neuen Soundebenen Marcel Geins einlässt, wird reich belohnt.

„Good Morning Erlenbach“ von Marcel Gein erscheint am 04.12.2020 bei Tapete Records. (Beitragsbild von Melancholie Maritim Photographie)

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