Manu Delago: Environ Me – Albumreview

Manu Delago by Simon Rainer

„Environ Me“ von Manu Delago: Ein faszinierendes Album zwischen Ambient, Electronica, Industrial, Jazz und sogenannter Worldmusic

Manche gehen für und mit ihrer Kunst zum Äußersten. Metaphorisch gemeint – in diesem Fall aber ebenso real: Wer sich „Parasol Peak“ anschaut (den Film zum gleichnamigen Album, welches komplett in den Alpen aufgenommen wurde) und an Höhenangst leidet, kann kaum anders als nach Luft zu schnappen und zu fragen, warum jemand sich so etwas antut: Mit vollem Instrumentarium auf Berggipfel kraxeln und die umwerfende Aussicht beschallen. Dabei kann man sich die Arbeiten des 37jährigen Hang-Spielers, Schlagzeugers sowie Komponisten mit seinen Mitmusizierenden auch bilderlos gut geben, wenn man Freude hat an abwechslungsreichen wie innovativen Klängen zwischen Wohlklang und leichter Verstörung.

Manu Delago hat eine Mission

Manu Delago Environ Me Cover One Little Independent

Manu Delago und seine Truppe haben jedoch eine Mission, auch dieses Mal wieder, mit dem am Freitag erscheinenden „Environ Me“: „Ich hoffe, dass dieses Projekt die Menschheit dazu inspiriert, die Natur mehr wertzuschätzen und stärker zu schützen“, wird er in der Pressemitteilung zur Platte zitiert. Wer nach solch einer Ansage Naturmystik oder Esoterik erwartet, irrt – „Environ Me“ nutzt Geräusche aus der Natur ebenso wie menschengemachte, industrielle Sounds; elektronische Klanglandschaften wie traditionelles Instrumentarium. Das klingt im Einzelfall sogar durchaus witzig (Vokoder, Posaune, Fahrradklingel sowie Luftpumpe bei „ReCycling“, platzender Mais bei „Pattern Pulse Popcorn“), oder bedrohlich („Trees For Wood“); am meisten jedoch, plump aber treffend formuliert, einfach wunderschön.

Die Taten zum Sound

Zur Veröffentlichung der Single „ReCycling“ im Mai folgten einmal mehr Taten zum Sound: Delago nebst seiner Crew strampelten per Rad 1500 km durch Österreich, gaben dabei ein paar Konzerte und taten das so nachhaltig wie möglich. Sehr ungewöhnlich wie respektabel, so eine Mischung aus Musik, Botschaft und Extremsport. Delago, der seit frühester Jugend musiziert und in seiner Vita Auftritte wie Plattenaufnahmen mit künstlerischen Schwergewichten wie Björk, Anoushka Shankar oder Nitin Sawhney verbuchen kann, offeriert uns weniger agile Hörende mit „Environ Me“ auch ohne diesen Kontext ein faszinierendes Album zwischen Ambient, Electronica, Industrial, Jazz und sogenannter Worldmusic, das in seiner individuellen Vielseitigkeit all diese Bereiche touchiert wie erweitert und dies dementsprechend gewinnbringend ebenso mit den Hörgewohnheiten der Empfangenden tut. Empfehlung.

„Environ Me“ von Manu Delago erscheint am 24.09.2021 bei One Little Independent. (Beitragsbild von Simon Rainer)

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