Manfred Maurenbrecher: Vielleicht vielleichter

Manfred Maurenbrecher Vielleicht vielleichter Albumcover

Gerade ist Manfred Maurenbrecher 75 geworden – und veröffentlicht nun erneut eine brillante Platte mit Polit-Songs voller Witz und Scharfsinn.

von Werner Herpell

Gibt es hierzulande einen besseren politischen Songpoeten als Manfred Maurenbrecher? Rhetorische Frage – natürlich nicht (Danger Dan arbeitet immerhin recht vielversprechend daran, zum Berliner Liedermacher-„Urgestein“ aufzuschließen). Mit „Vielleicht vielleichter“ hat der seit wenigen Tagen 75 Jahre alte Musiker und Autor wieder mal ein formidables Album draußen, dessen Scharfsinn und Sarkasmus, aber auch Empfindsamkeit und Menschenfreundlichkeit aufrütteln und berühren. Zwölf Stücke, in denen Maurenbrecher mit knarzig-warmer Stimme teilweise mehr spricht als singt, zu einem reduzierten, vom Vertrauten Andreas Albrecht toll produzierten, bluesigen Piano-Sound, der an sein US-Pendant Randy Newman erinnert.

So witzig wie bitterböse gegen Rechts

Manfred Maurenbrecher Vielleicht vielleichter Albumcover

Man möchte am liebsten statt dieser Review hier einige neue Texte von Manfred Maurenbrecher in Gänze präsentieren. Etwa „Ganz normaler demokratischer Vorgang“, in dem der vielfach ausgezeichnete Musiker (angefangen beim Deutschen Kleinkunstpreis 1991 bis zum fünffachen Preis der Deutschen Schallplattenkritik) so witzig wie bitterböse über eine AfD-Veranstaltung mit dem „Chef“ Björn Höcke, dessen verhetzten Fans („Ordnung, Ordnung, Ordnung!“) und ihrem gruselig-faschistoiden Gedankengut („ein gemütliches Heil!“, „Fahr zur Hölle, alte Ordnung!“) vom Leder zieht.

Ja, die üblichen Verdächtigen des Rechtsextremismus und des Populismus, die Höckes, Weidels, Wagenknechts und Spahns, oder auch „das Monster auf der anderen Seite des Atlantiks“ (in „Meine-Zeit-Blues“) werden bei Maurenbrecher mal kaum verklausuliert, mal in namentlicher Brutalität genannt. Dieser Mann, ein undogmatischer Linker durch und durch, lässt sich das klare Wort nicht verbieten. Schon das hervorragende Vorgängeralbum „Menschen machen Fehler“ von 2023 sparte nicht mit deutlichen Ansagen, und Maurenbrecher lässt einfach nicht locker.

Gegen heuchlerischen Pazifismus

Krude Verschwörungstheorien nimmt er ebenso wortmächtig aufs Korn („Komisch“) wie naive Friedenssehnsucht („Die andere Seite“) und heuchlerischen Pazifismus versus Ukraine-Unterstützung („Weiße Fahne“, eine Fortsetzung von „Frieden im Krieg“) oder kampagnengesteuertes Grünen-Bashing („Rettet den Diesel“). Wer über die weltweiten politischen Bewegungen nach rechts ohnehin schon erschüttert ist, findet hier neues Gedankenfutter für seine Fassungslosigkeit – formuliert von diesem guten alten Musikerfreund, der einen tröstend in den Arm nimmt.

Nicht alle Lieder auf „Vielleicht vielleichter“ sind so direkt politisch, es gibt auch fein beobachtete Alltagsgeschichten („Die Bank am Welfenteich“) und Beziehungskisten („Neuer Tag“) – und mit dem Titelstück „ein Lied mit Zauberkraft und diesem Zauberwörtchen „bald“, das ja alles bedeuten kann“, wie Maurenbrecher sagt. „Etwas Schreckliches in der nahen Zukunft, wie man es aktuell vielleicht vermuten würde. Dass die Welt gleich untergeht. Aber vielleicht entspringt ja aus dem Bösen auch mal etwas Gutes, aus der Verzweiflung Hoffnung, und vielleicht sogar ganz direkt, ganz bald: ein Glück?“

Manfred Maurenbrecher als Aufmunterer

«Wenn von deinem Weg voran/du nur die letzten Meter kennst/vertrau ihm trotzdem/du erlebst ja, wohin’s geht“, singt Manfred Maurenbrecher aufmunternd im letzten Stück „Du bist hier“, das mit einem opulenten, gospeligen Band-Outro wiederum im Randy-Newman-Stil endet. Noch ein Superlativ gefällig? „Vielleicht vielleichter“ ist am vielleichtesten, also aller Wahrscheinlichkeit nach, die stärkste deutsche Singer-Songwriter-Platte dieses Jahres.

Das Album „Vielleicht vielleichter“ von Manfred Maurenbrecher erscheint am 06.06.2025 bei Reptiphon/Broken Silence. (Beitragsbild: Albumcover) 

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