Manfred Maurenbrecher: Flüchtig – Albumreview

 

Immer noch ein Liedermacher-Geheimtipp

Manfred Maurenbrecher ist der wohl immer noch beste, einem großen Publikum jedoch unvertraute deutsche Liedermacher, obwohl sein erstes Album bereits 1982 erschienen ist. Die Kritiker sind seitdem hingerissen, an Preisen mangelte es in seiner langjährigen Karriere nicht. Deutscher Kleinkunstpreis 1991, diverse Liederpreise der Liederbestenliste, dreimal gewann Manfred Maurenbrecher den Preis der Deutschen Schallplattenkritik und als Verneigung vor seinem Werk nahmen diverse Künstler 2010 zu seinem 60. Geburtstag und 30-jährigem Bühnenjubiläum (u.a. Reinhard Mey, Hannes Wader, Konstantin Wecker, Klaus Lage, Heinz Rudolf Kunze, Ulla Meinecke) 62 Coversongs auf drei CDs auf.

Sounds & Books_Manfred Maurenbrecher_Flüchtig_CoverDie FAZ bezeichnete Manfred Maurenbrecher 1992 als „Geheimtip auf Lebenszeit“, es sollte sich bewahrheiten. Dabei gönnt man dem 1950 geborenen Berliner Songwriter doch eine ausverkaufte Hamburger Laeiszhalle. Im Mittelpunkt seines neuen Albums Flüchtig stehen das Reisen, die Bewegung, die Flucht in allen Facetten. Die Bewegung, die Flucht als Umbruch, als Veränderung. Aufgenommen hat Manfred Maurenbrecher die 13 auf Flüchtig versammelten Songs in den Ufo-Studios in Berlin-Friedrichshain mit denselben Musikern um Andreas Albrecht (der das Album auch produzierte), die ihm bereits auf den Vorgängeralben Rotes Tuch und No Go zur Seite standen. Neue und auch ältere Songs über flüchtige Begegnungen sowie politische zur Lage der Nation.

Maurenbrecher poltert nicht, er erzählt von und analysiert die sogenannte „Flüchtlingskrise“ und ihre Auswirkungen zwischen den extremen und doch scheinheiligen Ansichten von Rechts und Links in „Zu früh“. Die Ausmaße des Rassismus beleuchtet er in „Wie weit kann man gehen?“ und die Auswirkungen „asynchroner“ Kriegsführung in Syrien präsentiert er uns in „Jamal“, in dem der vor dem Krieg geflüchtete Protagonist nun traumatisiert in Berlin Taxi fährt und Angst vor Verfolgung und Fremdenhass in diesem Land hat. Neben dem politischen findet man auf Flüchtig auch den selbstreflexiven, nachdenklichen, feinsinnigen und humorvollen Manfred Maurenbrecher, der sein Songwriting auch mal bei Element Of Crime verankert („Der Fuhrmann“, „Schräge Straße“). Ein Liedermacher mit Haltung, dem man stundenlang zuhören könnte.

„Flüchtig“ von  Manfred Maurenbrecher ist am 06.10.2017 bei Reptiphon / Broken Silence erschienen.

Kommentare

Kommentar schreiben