Makthaverskan: III – Album Review

 

Energiegeladener Post-Punk aus Göteborg

Liebe, Verlust, die Suche nach Ehrlichkeit und Wahrheit in einer von Gefühlskälte durchzogenen Gesellschaft – das sind die dominierenden Themen auf III, dem dritten Studioalbum von Makthaverskan aus Göteborg. Das Ganze verpackt die Post-Punk-Band um Sängerin Maja Milner in einer Retro-Soundkulisse aus singend-halligen Gitarren, Dream-Pop-Elementen und einer wuchtigen Dosis Punk. Der geradezu quälend beschwörende, manchmal klagende Gesang Milners dringt dabei fast gewaltsam ins Gehör und hinterlässt einen bleibenden Eindruck.

Der eingängige und treibende Opener „Vienna“ gibt den Weg von III, den Makthaverskan über die gesamten 10 Tracks ein wenig zu konsequent beibehalten, vor. Die Grundstimmung, das Tempo und die musikalischen Referenzen setzen sich in „Leda“ mit seinem nervösen Schlagzeug und „In My Dreams“, dessen Gitarren Erinnerungen an The Chameleons aufleben lassen, nahtlos fort. Erst mit „Witness“ wird die Atmosphäre düsterer. Kraftvoll und intensiv setzen Makthaverskan eine Energie frei, die kaum zu bändigen ist. Dabei zeigt Milner eine Facette ihres Gesangs, die den Vergleich mit der charismatischen Stimme von Banshees-Frontfrau Siouxsie Sioux nicht zu scheuen braucht.

Sounds & Books_Makthaverskan - III - ArtworkEs ist der erste Höhepunkt des Albums. Im Anschluss drosseln die Schweden erstmals das Tempo, was der Dynamik gut tut. „To Say It As It Is“ handelt von falschen Versprechungen, Liebe und Vergebung und ist das zweite herausragende Stück auf III. Den Text trägt Milner mit einer Dringlichkeit vor, die wiederum an Björk erinnert, was den Schmerz, den die Lyrics transportieren, frei von Kitsch oder Sentimentalität zur Entfaltung bringt („A red rose climbs / Now she’s at war / Where it hurts the most / To say it as it is“). Das schnelle, punkig-dreckige Schlagzeug von „Eden“ markiert sogleich die Rückkehr zur schnelleren Gangart und es passiert danach musikalisch nicht viel Neues.

Das etablierte Muster aus flirrenden Gitarrenriffs und treibenden Basslinien gepaart mit dem manchmal gar rotzigen und lamentierenden Gesang zieht sich bis zum Schluss durch und III hält kein Überraschungsmoment mehr bereit. Die Stimme Milners, die den Charakter der Songs maßgeblich prägt, erweist sich zwar als geradezu perfekt, um die Sehnsucht nach Liebe herauszuschreien oder das quälende Gefühl der Eifersucht auszuspeien wie beispielsweise in „Front“ („Does she hold you warm at night? / Tell you that it’s gonna be allright / Tell you oh don’t you worry, love / She just don’t know you like I do“).

Dennoch wünscht man sich bisweilen nicht nur musikalisch, sondern auch gesanglich mehr Variation, und zwar vor allem, wenn es wie in „Eden“ um den Unmut über die Gesellschaft („There’s so much hate / Humanity equals misery / … / I don’t have trust in society“) oder in „Leda“ um die Suche nach Ehrlichkeit in ebendieser geht („This society suffocates me / So please just be honest with me“). Trotzdem: Makthaverskan zeigen auf III ein gereiftes Songwriting und begeistern mit ihrer energiegeladenen und verträumten Interpretation von Post-Punk, die einem so manch kalte Nacht zu versüßen vermag.

„III“ von Makthaverskan ist am 20.10.2017 bei Run For Cover Records / ADA erschienen (Beitragsbild: Tobias Bauer).
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