Mainfelt live in Düsseldorf – Konzertreview

Mainfelt bestechen durch mitreißenden Folkrock in Wohnzimmeratmosphäre im The Tube Club

Es ist bereits 22.00 Uhr als Mainfelt die Bühne im kleinen, aber feinen The Tube Club in Düsseldorf betreten. Die Location scheint der Südtiroler Band wie auf dem Leib geschrieben, denn in dem Alternativschuppen der Landeshauptstadt NRWs finden vor allem Konzerte von Bands statt, die für ihre Liveauftritte berüchtigt sind und die Nähe zum Publikum nicht scheuen. Das Programm des Clubs ist immer für eine Überraschung gut und trotz der Lage auf der Partymeile der Düsseldorfer Altstadt ist The Tube ein Insidertipp für Konzerte fernab vom Mainstream. Auch am heutigen Abend ist das Publikum bunt gemischt, von Rockabilly über Punk ist für jeden Geschmack etwas dabei.

Das Konzert ist zwar nicht ausverkauft, der Laden platzt aber trotzdem gefühlt aus allen Nähten.  Patrick Strobl, Willy Theil, Veit Rinner und Kevin Prantl, alias Mainfelt, sind auf BATS (Backwards Around The Sun)-Tour und stellen mit ihren Konzerten ihr zweites, im Februar 2017 erschienenes Album vor. Dass sie als ehemalige Vorband von Fiddler’s Green dem Publikum richtig einheizen können, wird so manchem aufmerksamen Konzertgänger nicht verborgen geblieben sein. Immerhin nahmen sie das Album zur Tour dann auch in Liveatmosphäre vor ausgewählten Publikum in dem Little Big Beat Studio in Liechtenstein auf. An diesem Abend spielen sie nun das vorletzte Konzert nach fast zweiundzwanzig Tourstädten seit Erscheinen von „Backwards Around The Sun“, bevor sie sich erstmal zwei Monate in die wohlverdiente Frühlingspause verabschieden.

Der Erwartungsdruck an das Konzert ist dann vor allem unter der Prämisse hoch, dass man sich fragt, wie viel Energie eigentlich nach so einem Dauertour-Marathon noch übrig sein kann. Müde Musiker schlaftrunkend vom Tourstress? Weit gefehlt! Eingeleitet wird der Mainact von dem Support Matthew and Matilda aus Manchester und München und als dann Mainfelt die Bühne betreten, kennt das Publikum kein Halten mehr. Es wird getanzt, gegrölt geschwitzt, die Fans kennen die meisten Songs bereits auswendig. Die Band selbst gibt alles und schafft es mit viel guter Laune und Publikumsnähe bereits nach den ersten Songs auch den letzten Zweifler mitzureißen. Mainfelt sind Meister ihres Fachs und spielen alle Songs von „Backwards Around The Sun“ mit so viel Leidenschaft, als wäre es ihr erster Auftritt nach vielen Jahren.

Die Atmosphäre ist fast surreal positiv und das Konzert extrem kurzweilig. Dann kommen auch schon die Zugaben, aber noch immer keine Spur von Müdigkeit und bei der Singleauskopplung „All My Ghosts“ brechen dann auch die letzte Dämme bei den Zuschauer und der Song wird als Hymne der Band zelebriert. Verstohlen der Blick auf die Uhr und der Wunsch, dass dieses Konzert nie ein Ende nimmt. Als dann das Licht angeht und die Band sich verabschiedet, beschleicht einen fast etwas Wehmut, aber auch die Erkenntnis, dass man heute Abend  an etwas Besonderem teilhaben durfte. Mainfelt sind ein sehr starker Live-Act, der sicher seines Gleichen sucht. Die Südtiroler haben mit ihrer Liebe zum gepflegten Folkrock das Potential, große Hallen zu füllen und immer noch alle Anwesenden in den Bann ihrer Musik zu ziehen. In Wohnzimmeratmosphäre ist es aber dann doch viel schöner, zu ihren energiegeladenen Songs das Tanzbein zu schwingen.

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