Auftritte in Hamburg sind für Maike Rosa Vogel schon zu einer Art „Heimspiel“ geworden, wie sie im Gespräch betont. Da ihr die Tour im Oktober so viel Spaß gemacht habe, seien nun im Februar ein paar weitere Live-Termine hinzugekommen. Wie gut, dass die Macher des Hamburger Sprechwerks just eine Songwriter-Reihe initiieren. Einen schöneren Auftakt als mit Maike Rosa Vogel hätten die Veranstalter kaum organisieren können. Mal sehen, wen sie in Zukunft noch so alles auf die Bühne bringen.
Dorit Jakobs im Vorprogramm
Zunächst jedoch darf die Wahlhamburgerin Dorit Jakobs das Vorprogramm bestreiten. Die 30 jährige, aus Bremerhaven stammende Songwriterin entzückt das Publikum durch ihre lässig-ironische Art beim Ansagen ihrer Songs, die, zur akustischen Gitarre abwechselnd mit englischen und deutschen Texten vorgetragen, zwischen der Melancholie einer Suzanne Vega, der stimmlichen Akrobatik von Jewel und dem Wortwitz eines Funny van Dannen changieren. Da dürfen sich die Besucher des Patrick Richardt-Konzertes am kommenden Freitag, 22.02., im Molotow schon freuen, denn dort bestreitet Dorit Jakobs ebenfalls den Support.
Maike Rosa Vogel und das Hippie-Sein
Dass die in Frankfurt am Main aufgewachsene Maike Rosa Vogel mitten im ihrem ersten Set voller Inbrunst „Ich bin ein Hippie“ singt, kommt nicht von Ungefähr. In der liberalen Welt eines `68er Elternhauses groß geworden, war der Weg zum Hippie eine „natürliche Entwicklung“, wie die 35-Jährige behauptet. Manchmal komme ihr die Schulzeit wie „ein großes Ferienlager“ vor, erinnert sie sich. „Es gab Zeiten, da ging ich ständig mit der Gitarre zur Schule“, sagt sie weiter. Und Lieblingsschülerin aller Musiklehrer wurde sie dann auch noch. Aber das reichte nicht, die Schule hat sie dennoch geschmissen. Geblieben ist die positive Einstellung den Menschen gegenüber, wie Maike Rosa Vogel das Hippie-Sein sieht. „Ich habe ein Grundvertrauen gegenüber den Menschen. Es ist meine innere Einstellung, dass der Mensch gut ist“, so ihre Überzeugung.
Die Freiheit der Maike Rosa Vogel
Mit ähnlicher Überzeugungskraft schmettert sie an diesem Abend im Sprechwerk die Lieder „Du kannst alles sein“, „Weizenfelder“ und „Für fünf Minuten“, dem Titelsong ihrer letzten LP. Begleitet wird sie dabei von Robert G. Güttler, der mit der zweiten Gitarre, oder wahlweise seinem Sitzschemel als Percussion nutzend, für den nötigen Drive sorgt. Es sind Songs, die einen unbedingten und euphorischen Freiheitsdrang versprühen. Freiheit bedeutet für Maike Rosa Vogel, „zu tun, was man möchte, ohne davor Angst zu haben.“ Normalerweise wird man dazu in der Adoleszenz nicht unbedingt ermutigt. Die Angst war auch bei Vogel prägnant, so dass sie sich nicht traute, das zu tun, wozu sie eigentlich Lust hatte und einige Jahre lang mit halbgaren Jobs über Wasser hielt, bevor sie sich ganz auf die Musik konzentrierte.
Die glückliche und polarisierende Frau Vogel
„Gute Musik zu hören, macht mich glücklich“, sagt die Mutter einer kleinen Tochter, die mit politscher Musik von Franz-Josef Degenhardt und Wolf Biermann sozialisiert wurde, bevor Tracy Chapman, Sinéad O’Connor, Bands der Hamburger Schule, Bright Eyes sowie Emmy The Great und First Aid Kit zu wichtigen musikalischen Begleitern wurden. Gute Musik zu machen und sie dann vor Publikum zu präsentieren macht sie scheinbar auch glücklich, wie ihr charmantes und zauberhaftes Lächeln nach den einzelnen Songs verrät. Songs, deren Texte die Hörer aber auch polarisieren, wie Maike Rosa Vogel in den letzten Jahren feststellen mußte. Die Anfeindungen, denen sie sich im anonymen Netz ausgesetzt sah, nimmt sie hin, zumal die Angriffe nie direkt, Auge in Auge stattfanden. Vielmehr mache ihr Angst, „dass sich einige Menschen so viel Mühe machen und Zeit verschwenden, mir ihre Antipathie mitzuteilen.“ Für manche ist es scheinbar schwierig, Vogels Wahrheiten wie im Song „Faule Menschen“ zu reflektieren, in dem dogmatische Terroristen, Aufsichtsratsvorsitzende, Kommunisten und „gut bezahlte Analysten“ Realitätsferne vorgeworfen wird. Obwohl Maike Rosa Vogel beim Vortrag dieses sehr langen Textes an diesem Abend ein wenig die Orientierung verliert, merkt man ihr die Wichtigkeit der Lyrics an.
Neue Songs, die Verrücktheiten Berlins und der Weltfrieden
Zwar ist im Weltbild Maike Rosa Vogels das Private auch immer politisch, doch sind nicht alle ihre Texte politische Manifeste. Lieder wie „Ich hab dich mal sehr geliebt“, „Abkommen“ oder „So hab ich dich bei mir“ entfalten sich durch die persönliche, warmherzige und intime Note. Es gibt auch neue, bisher unveröffentlichte Songs („Verschenkte Zeit“, „Für mich auch“, „Ich sing für dich“) zu hören, die sich wunderbar in den bisherigen Kanon integrieren. Ein neues Album ist bereits in Arbeit, man darf gespannt sein. Bevor sie für sechs weitere Auftritte unterwegs sein wird, freue sie sich nach drei Konzerten in Folge nun „auf zu Hause“, auf Freund, Kind und Berlin, das für sie längst zur geistigen Heimat geworden ist, wo sich in ihren Augen die „Außenseiter“ versammeln und die „Verrücktheit“ frei gelebt wird. „In Frankfurt“, vergleicht Vogel, „herrscht eher die gesellschaftlich organisierte Verrücktheit.“ Und so wird Maike Rosa Vogel ab dem 21.2. wieder mit ihren eigenen sympathischen kleinen und großen Verrücktheiten auf der Bühne stehen, die Formel für den „Weltfrieden“ verkünden und weiter für alles kämpfen, für was es ich zu kämpfen lohnt. Frei nach ihrer letzten Zugabe „Die Mauern kamen langsam“ aus ihrem Album „Unvollkommen“ rufen wir ihr zu: „Du bist nicht alleine“, Maike.