Loma: How Will I Live Without A Body?

Loma credit Emily Cross

Wer Tears For Fears oder Talk Talk mag, sollte sich seine Edelkopfhörer aufsetzen und Loma lauschen. Der Art-Pop des Trios aus Texas fasziniert nachhaltig.

von Werner Herpell

Seltsamer Albumtitel. „Wie werde ich ohne Körper leben?“ – das spiegelt eine leicht verkopfte Spiritualität, die freilich sehr gut zur Musik von Loma auf ihrer dritten Veröffentlichung seit 2018 passt. Diese Band klingt dermaßen ätherisch, federleicht und luftig, dass man die Songs zunächst kaum zu fassen bekommt. Dafür aber fesselt der fragile Art-Pop des texanischen Trios nach zwei, drei Hördurchläufen umso mehr.

Als One-off-Projekt 2018 gestartet

Loma How Will I Live Without A Body Cover

Wie kaum anders zu erwarten bei einer Platte, an der Jonathan Meiburg mitwirkt, dessen Band Shearwater schon

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seit über 20 Jahren allerfeinsten Indie-Rock irgendwo zwischen Tears For Fears, den späten Talk Talk, Peter Gabriel und Nick Drake abliefert. (Bei dieser Gelegenheit: Ein Nachfolger für das Shearwater-Meisterwerk „Jet Plane And Oxbow“ (2016) und das kaum weniger starke „The Great Awakening“ (2022) wäre keine so schlechte Idee.)

Neben Meiburg gehören Sängerin Emily Cross und Multiinstrumentalist Dan Duszynski zu Loma, die vor sechs Jahren zunächst als mutmaßliches One-off-Projekt loslegten, dann mit dem selbstbetitelten Debüt aber so viel Kritiker-Erfolg einheimsten, dass es einfach weitergehen musste (das Online-Magazin Allmusic etwa lobte „a semi lo-fi excursion into impressionistic art-rock that appeals to both the head and the heart“). Auch Album Nummer 2, „Don’t Shy Away“, war trotz der zwischenzeitlichen Trennung des Ehepaars Cross/Duszynski ein sehr harmonisches Werk.

Loma experimentieren mit KI

Der dritte Streich untermauert nun, dass Loma-Musik für jeden Hörer mit etwas Geduld (und guten Kopfhörern!) viele Reize bereithält. Songs wie „Arrythmia“, das bombastische „Unbraiding“, „Pink Sky“, „Affinity“ oder der tatsächlich sehr an Shearwater erinnernde Achtminüter „Broken Doorbell“ kombinieren erdige Bass-Grooves, faszinierende Piano-, Klarinetten- und Streicher-Arrangements sowie die klare, glockenhell hauchende Stimme von Emily Cross zu herrlich verträumten Sound-Gespinsten.

Inhaltlich ist „How Will I Live Without A Body?“ ein Album „about partnership, loss, regeneration, and fighting the feeling that we’re all in this alone“, erklärt das Loma-Label Sub Pop. Und wie kam es nun zu diesem Titel, der im vorletzten Track auch als Textzeile auftaucht? Die Inspiration stammt von der großen Avantgarde-Künstlerin Laurie Anderson. Sie bot an, dass man Künstliche Intelligenz (KI) auf der Basis ihrer Arbeit nutzen dürfe. Fragmente von Anderson-Gedichte flossen also in „How It Starts“ und „Affinity“ ein. Das Ergebnis: ein hochspannendes Experiment, und eine weitere tolle Dream-Pop-Scheibe von Loma.

Das Album „How Will I Live Without A Body?“ von Loma erscheint am 28.06.2024 bei Sub Pop. (Beitragsbild von Emily Cross)

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