Little Steven live in Hamburg 2017 – Konzertreview

 

Little Steven & The Disciples Of Soul begeistern das Publikum in der Hamburger Fabrik

Als Little Steven mit den Worten „we love each other and than we get out of the darkness“ seine letzte Zugabe „Out Of The Darkness“ ankündigt, sind zwei Stunden und dreißig Minuten seines Konzertes am 23.11.2017 in der ausverkauften Hamburger Fabrik vorbei. Man kennt die langen Konzerte von Bruce Springsteen, bei denen Steve Van Zandt, alias Little Steven, als Gitarrist der E Street Band immer einen phänomenalen Anteil hat. Als Leader seiner eigenen Formation lässt sich Van Zandt, der am Vortag seinen 67. Geburtstag mit einem Auftritt in Kopenhagen feierte (ein nachträgliches Ständchen bekam er von den aufmerksamen Hamburger Fans), nun auch nicht lumpen und packt satte 24 Songs in die knapp über zweieinhalb Stunden.

Jede Ecke und jeder Winkel der Bühne in der Fabrik wird genutzt, um den Disciples of Soul Raum zu geben, die mit Bass, Gitarre, Schlagzeug, Percussion, zwei Keyboardern, drei Bläsern und drei Background-Sängerinnen angereist sind. Das volle Programm also, und wo Little Steven Musik macht, ist sein langjähriger Weggefährte und Blutsbruder Bruce Springsteen ebenfalls irgendwie anwesend. Spätestens natürlich beim dritten Song „I’m Comin Home“, der die typische „Boss“-Hymnik- und Euphorie aufweist. Zu Beginn gedachte Little Steven mit dem Cover „Even The Losers“ dem leider unlängst verstorbenen Tom Petty und brachte mit dem Titeltrack seines neuen Albums „Soulfire“ das Publikum in die richtige Stimmung. Im Verlauf des Abends spielen Little Steven & The Disciples Of Soul alle Songs des Soulfire-Albums, das noch weitere Bruce-Momente zu bieten hat.

„Love On The Wrong Side Of Town“ selbstverständlich, an dem Springsteen 1977 mitschrieb. Oder das ausgelassene „Saint Valentine’s Day“ und das enthusiastische „Ride The Night Away“. Steve Van Zandt und die Disciples Of Soul spielen und singen von der ersten bis zur letzten Minute hingebungsvoll, rocken „Angel Eyes“ bis zum Erbarmen, zeigen sich souverän beim Reggea-Dreierpack „Solidarity“, „Leonard Peltier“ und „I Am A Patriot“, lassen während „The Blues Is My Business“ zahlreiche Soli zu, schmachten sich durch die Fifties-Reminiszenz-Ballade „The City Weeps Tonight“, drücken auf die Tränendrüse beim traurigen und gefühlvollen „Princess Of Little Italy“ und setzen knallharte Stones-meets-AC/DC-Riffs bei „Salvation“.

Und immer wieder fanfarenartige Bläser („Some Things Just Don’t Change“, „Groovin‘ Is Easy“ und in „Standing In The Line Of Fire“ mit Ennio Morricone-Gedächtnismoment) sowie ein Ausflug ins Jazzige bei „Down And Out In New York City“ mit Bläser-Soli von Trompete bis Querflöte. Es ist heilende Musik, es ist Soul und Rock’n’Roll, es verbindet Schwarz und Weiß, es ist grandios. Am Ende erreicht die Stimmung bei „Bitter Fruit“, „Forever“ sowie den Zugaben „I Don’t Want To Go Home“ und „Out Of Darkness“ den Siedepunkt. Verständlich. Ein mitreißendes, ein lebendiges, ein leidenschaftliches Konzert. Little Steven versprach wiederzukommen.

Kommentare

  • <cite class="fn">Thomas</cite>

    Super Artikel, gibt die Stimmung an dem Abend ganz genau wieder und man merkt dass der Autor im Thema ist 😉

  • <cite class="fn">Regine Brueggemanm</cite>

    Ja,danke genau so war es!!
    Wir waren hingerissen
    Steve gab uns das Gefuehl,dass dieses sein erstes und einziges Konzert ist.
    Und das ist nur fuer uns.
    Herzlichen Gruss!

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