Lisa Who: Ein neuer Beginn – Albumreview

Lisa Who credit Hannes Casper

Mit ihrem zweiten Album „Ein neuer Beginn“ bewirbt sich die Berliner Musikerin Lisa Who für zahlreiche Endjahreslisten

Nach vier Jahren also ein neuer Beginn für Lisa Who. Die Berliner Musikerin, seit vielen Jahren auch als Keyboarderin bei Madsen unterwegs, hat 2017 ihr zwischen progressivem Psychedelic-Rock und poetischem Indie-Deutsch-Pop changierendes, von uns an dieser Stelle hingewiesenes Debütalbum „Sehnsucht“ veröffentlicht und die Erwartungen an ein Zweitwerk sofort in die Höhe geschraubt. Das liegt mit „Ein neuer Beginn“ nun vor und (über)erfüllt die geweckten Hoffnungen. Lisa Who hat sich in der Zwischenzeit von ihrem Label Arising Empire getrennt und ihr eigenes The Shit Records gegründet, wo ihr zweites Album erscheint.

Lisa Who brennt ein Feuerwerk ab

Lisa Who Ein neuer Beginn Cover

Zwölf Songs hat sie für das von Sebastian Madsen und Tobias Siebert (Lùisa, Kettcar, Enno Bunger) mitproduziertes Album aufgenommen. Zwölf Songs, die sich in ihrer Zusammenstellung und den Arrangements eine gewisse Sonderstellung in der deutschen Musikszene einnehmen. Allseits bekannte 08/15-Popsonsg interessieren Lisa Who nicht. Nie weiß man genau, wohin die Reise in ihren Lieder geht, in fast jedem Song ist sie mindestens für eine Wendung und Überraschung gut. Mit dem Titeltrack eröffnet Lisa Who ihren Reigen, es ist Silvester, ein „Feuerwerk am Firmament“ knallt uns in bunten Flaming-Lips-Ausbrüchen um die Ohren, während die die ruhigen Strophen im Pink-Floyd-Modus daherkommen und von Whos klarer und häufig ins Melancholische kippender Stimme getragen werden.

Lisa Whos Vielfalt

Auf „Ein neuer Beginn“ folgt ein Highlight dem nächsten. Das von The War On Drugs inspirierte „Leichtigkeit“ verfällt nach der Hälfte für eine knappe Minute in einen eleganten, an Weyes Blood erinnernden 70er-Jahre-Songwriter-Pop-Sound, während sie mit „Lichtgestalt“ dem unbeschwerten Indie-Pop von Boy frönt. In der über sieben Minuten dauernden, am Ende ins Feierlich-Opulente driftenden Großballade „Er hat mich wieder nicht gesehen“ vereint Who Weyes Blood, Midlake und Bright Eyes, ein Gedicht von einem Song. Bei „Mutter“ scheinen Wir sind Helden in einen psychedelischen Beatles-Topf gefallen zu sein und im vorab veröffentlichten „Weit wie die See“ findet sie die Blues-Rock-Pop-Note von The Black Keys. Von nahezu unerträglicher Traurigkeit und Anmut bildet die Depressions-Ballade „Ich komme mit, ich bin dabei“ samt Chet-Baker-Reminiszenz einen geradezu königlichen Albumabschluss. Und alle anderen Songs sind von nicht minder hoher Qualität. Mit „Ein neuer Beginn“ bewirbt sich Lisa Who mit Nachdruck für zahlreiche Endjahreslisten.

„Ein neuer Beginn“ von Lisa Who erscheint digital am 07.05.2021 bei The Shit Records. (Beitragsbild von Hannes Casper)  

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