Liam Gallagher: C’mon You Know

Liam Gallagher Pressefoto Warner Music

Mit seinem dritten Solo-Album „C’mon You Know“ wagt Liam Gallagher einen großen Schritt heraus aus dem Schatten der Vergangenheit

Das Ende von Oasis 2009 hatte Liam Gallagher gefühlt immer schlechter verkraftet. Während Bruder Noel sich als Solokünstler längst neu gefunden hatte, warf die Karriere von Liam bis auf wenige Aufnahmen meist nur Halbgares ab. Zu groß der Ehrgeiz, der Neid, der unbedingte Wille, es dem älteren Bruder und den Rest der Welt zu beweisen. Auch auf „C’mon You Know“ – seinem dritten Solo-Album – richtet sich Liam nochmal an seinen Bruder. Aber der Zorn über die stets erneuerte Absage an eine Oasis-Reunion ist einer Haltung gewichen. Der Blick richtet sich nach vorne.

Streifzug durch die britische Popkultur

Die 14 Songs sind stilistisch höchst vielseitig und bedienen sich an allen möglichen Ecken und Enden der britischen Popkultur. Ein bißchen Beatles („Diamond In The Dark“, „Oh Sweet Children“), ein bißchen Elton John („Too Good For Giving Up“), ein bißchen Supergrass („Everything’s Electric“). Aber auch Dub („I’m free“) und Folk („World’s In Need“) hat er draufgemacht. Zur Unterstützung holte sich Liam, der noch in diesem Jahr 50 Jahre alt wird, unter anderem Foo Fighters-Charmebolzen Dave Grohl sowie Ezra Koenig von Vampire Weekend und Mike Zinner von den Yeah Yeah Yeahs.

Offenes Herz statt Kaugummi

Liam Gallegher C'mon You Know Cover Warner Music

Auch bei seinem Gesang geht Liam Gallgher auf „C’mon You Know“ zum Teil neue Wege. Seine rotzig-nölige Art ist zwar auch hier zu hören. Aber auch ungewohnt zarte Töne und ein Bemühen um Wohlklang. Man nehme nur das The Kinks-ähnliche „More Power“, in dem sich Liam an seine Eltern wendet, einen Kinderchor einsetzt und sich von einer verletzlichen Seite zeigt, die so gar nicht zu seinem kaugummikauenden Gleichgültigkeits-Auftritt passen mag. „Mother, Mother I’ll admit that I was angry for too long“ und „Father, Father. I can see so many things now that you’re gone“ singt Liam und es tut so gut wie weh.

Liam Gallagher legt vor

Dem Album tut diese Offenherzigkeit sehr gut.“C’mon You Know“ ist das kreative Zeugnis eines Veränderten. Liam Gallagher hat sich (noch) nicht von der Vergangenheit befreit. Er scheint aber seinen Frieden mit ihr zu schließen und hat sich mit dieser Platte einen großen Schritt herausgewagt aus dem Schatten der Vergangenheit und dem seines Bruders. Und sollte jemand immer noch in Konkurrenz denken wollen und es mit Noel halten: So sagt ihm doch, er müsse sich bei seiner nächsten Platte ordentlich ins Zeug legen. Denn Liam hat vorgelegt.

„C’mon You Know“ von Liam Gallagher erscheint am 27.05.2022 bei Warner Music (Beitragsbild: Pressefoto)

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