Leipziger Buchmesse 2015

Das erste Mal, oder: Die Chronik der Ereignisse

von Gérard Otremba

Endlich. Der erste Leipziger Buchmessenbesuch. Nach über 20 Jahren in der Buch- und Journalistenbranche, nach circa genauso vielen Aufenthalten beim Frankfurter Herbspendant erreicht auch mich der Ruf der sächsischen Buchmetropole. Alles sei viel kleiner, gemütlicher und familiärer, erfuhr ich im Vorfeld von allen mit mir in Kontakt getretenen Buchhändlern, Verlagsmitarbeitern und Bloggerkollegen. Ein Eindruck, den ich zwar bestätigen kann, und trotz des Wissens, dass es sich in Leipzig um eine Publikumsmesse von Donnerstag bis Sonntag handelt, bin ich geflasht von zahlreich herumwuselnden Schülern, als ich am ersten Messetag gegen 12 Uhr die Messehallen betrete. Zwar schummeln sich in Frankfurt immer wieder einige Schulklassen während der Fachbesuchertage auf die Messe und verstopfen die Gänge, auf den Ansturm der Schülerhorden (es schienen sämtliche Schulen Sachsens ihren Ausflugstag auf der Leipziger Buchmesse zu verbringen) war ich nicht wirklich vorbereitet.

Viele bekannte und viele neue Gesichter

Nach 15 Minuten Desorientierung suche ich Zuflucht am Stand des Hamburger mairisch-Verlages, dessen Mitarbeiter mir ein heimatliches Gefühl vermitteln und ich ein kurzes Wiedersehen mit der wunderbaren Raketen-Karen Köhler genießen kann. Dem Termin beim Suhrkamp Verlag folgt eine vom Diogenes Verlag organisierte Bloggerrunde, auf der ich u.a. die Kollegen von Buchrevier, Lustauflesen, Brasch & Buch sowie AstroLibrium persönlich kennenlernen konnte. Mit der bei ihrem Leipziger Heimspiel omnipräsenten Vera von glasperlenspiel13, Sonja von Lust zu Lesen, dem Bücherwurmloch, der Klappentexterin, masuko13, 54books, Brösels Bücherregal, dem Literaturpiraten und der von Fernsehkameras begleiteten Bloggerpatin Mara von Buzzaldrins Bücher treffe ich auf „alte“ Bekannte und erfreue mich, fernab von überlagerten Verlagsständen, an interessanten Gesprächen und der Vorstellung der Herbst-Verlagsvorschau von Diogenes.

Anschließend geht es mit Kollegin Sonja zum Septime Verlag, wo uns der österreichische Autor Jürgen Bauer (dessen unlängst erschienener Roman Was wir fürchten demnächst hier besprochen wird, siehe auch bei Lust zu Lesen) begrüßt, mit dem ein ausführliches und überaus angenehmes Gespräch stattfindet. Am Stand von Dumont folgt die nächste, zufällige Bloggergesprächsrunde, bevor irgendjemand an der Uhr gedreht hat und sich der Bloggertross in Richtung Papa Hemingway begibt. Der von Leander Wattig organisierte Pub’n’Pub wird dem Andrang nicht Herr, was fatale Konsequenzen für die einige Person zur Folge hat, wie für die bedauernswerte Sonja, die geschlagene drei Stunden auf ihren bestellten Salatteller warten muss. Davon abgesehen entwickelt sich ein famos unterhaltsamer Abend, an dessen Ende für den ein oder anderen das Wort Nüchternheit kein Rolle mehr spielt (und nein, Verlinkungen zu den betroffenen Seitenbetreibern gibt es hier nicht!). Immerhin endlich, wenn auch nur ganz kurz im Vorbeihuschen, der berühmten Stefanie Leo die Hand geschüttelt.

Der zweite Tag: Kiwi, die Bloggerkollegen, Manesse und ein Sekt mit Peer Steinbrück

Peer
Foto: Sonja Grau (Manesse Verlag)

 

Nach einer viel zu kurzen Nacht treffe ich viel zu früh auf der Messe ein, bevor um 10 Uhr endlich der Einlass erfolgt und mich mein erster Termin zum Kiepenheuer & Witsch Verlag führt. Dem ausführlichen Gespräch folgen private Begegnungen, zufällige Treffen mit anderen Bloggern, ein gemeinsames Mittagessen im Casino mit Sonja von Lust zu Lesen und bevor ich mich versehe, schlägt die Uhr die vierzehnte Stunde und das große Bloggertreffen in der neu errichteten Bloggerlounge beginnt. Viele Hände werden geschüttelt, ein munterer Visitenkartenaustausch macht die Runde, ich lerne den Kaffeehaussitzer, Lesenslust, Buchverrück, Papiergeflüster, Literatwo, Juna Fischer und Alexa mit ihrem Team vom Bücherstadtkurier kennen (ich hoffe, niemanden vergessen zu haben, falls doch, Asche auf mein Haupt!). Sogar die längst verschollen geglaubte und im Medienstress stehende Sophie von Literaturen ist anwesend.

Nach einer Stunde ausgiebigem Smalltalk mache ich mich mit Sophie und Mareike vom Bücherwurmloch, die kurze Zeit später an Ständen heimatlicher Verlage aus Österreich hängen bleibt, auf den Weg durch die verstopften Gänge, denn der Menschenandrang am Freitag toppt den vom Donnerstag um ein Vielfaches (jedenfalls gefühlt). Bei Elisabeth Dietz am Stand vom Bücher Magazin sind die Massen überschaubar, doch wenige Minuten später sitzen wir auch schon mit einer illustren Bloggerschar beim Manesse Verlagsstand. Die Zeit rast im Flug, die Gesprächsrunde nähert sich nach einer Stunde ihrem Ende, von einigen Bloggern heißt es Abschied nehmen, einige bleiben zum Sektausklang noch sitzen. Just nachdem die Gläser gefüllt sind, entdeckt Tilman von 54Books Peer Steinbrück im meinem Rücken am Stand spazieren gehen und schon sitzt der ehemalige SPD-Kanzlerkandidat nach Tilmans Einladung am freien Stuhl nehmen mir und bereichert die Runde um einige Helmut Schmidt-Anekdoten und kippt zwei Gläser Sekt weg. Ein kleines Prominentenhighlight zum Abschluss meiner ersten Leipziger Buchmesse. Nur mühsam und höchst unwillig nehme ich Abschied von eben jener. Es war ein großes Vergnügen, trotz massiver Erschöpfungssymptome im Zug nach Hamburg und dem immer noch vorhaltenden Nachmessenblues. Aber ich komme wieder, kein Frage, denn die liebenswerte Bloggergemeinde darf man sich auf Buchmessen nicht entgehen lassen.

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