Nach fünf Jahren Pause ein neues Album von Leif Vollebekk. Kann der kanadische Musiker seine bisherigen, ganz wunderbaren Werke noch übertreffen?
von Gérard Otremba
Bereits die von Sounds & Books rezensierten Leif-Vollebekk-Alben „Twin Solitude“ (2017) und „New Ways“ (2019) zeigten die ganze Klasse des kanadischen Songwriters. Das nun erscheinende „Revelation“ ist die fünfte Platte des in Ottawa groß gewordenen und in Montreal lebenden Vollebekk. Der 1985 geborene Musiker hat das Album selbst produziert und mal wieder diverse Instrumente (Klavier, Gitarre, Bass, B3-Orgel, Mundharmonika, Akkordeon und Moog-Synthesizer) selbst aufgenommen. Mit Schlagzeuglegende Jim Keltner, der Steel-Gitarristin Cindy Cashdollar (Bob Dylan, Van Morrison, Rod Stewart), der Bassistin Shahzad Ismaily sowie Angie McMahon und Anaïs Mitchell für die Backing Vocals hat er sich darüber hinaus noch ganz fantastische Mitstreiter für die Albumaufnahmen ins Boot geholt.
Leif Vollebekk und die Streicherarrangements
Die kontinuierliche Entwicklung
Leif Vollebekks, der von Album zu Album zwar sich selbst treu bleibt, aber seine Kunst nuanciert verfeinert und erweitert, findet auf „Revelation“ den vorläufigen Höhepunkt. Elf zumeist anmutig dahinfließende Americana-Indie-Folk-Tracks von überragender Schönheit warten auf die geneigten Hörer. Und die besten unter ihnen sind zweifellos die mit Streichern zur vollkommenen Schönheit veredelten. Das cineastisch anmutende Orchesterarrangement beim Opener „Rock And Roll“ treibt einem schon beim ersten Hören die Tränen in die Augen und diese Emotionalität evoziert Leif Vollebekk mit noch zahlreichen weiteren Songs. In „Surfer’s Journal“ erneut mit himmlischen Streichern und wenn er sich mit eben diesen dann noch auf eine achtminütige „Sunset Boulevard Expedition“ begibt, erreicht er sehnsüchtigste, nur vorstellbare Melancholie. Eine Erhabenheit, wie man sie sonst in leicht veränderter Form, aber ähnlicher Wirkung bei
Jahrgang 1969. Selbständiger Journalist und als Chefredakteur verantwortlich für den Inhalt von Sounds & Books. Muss mit Sounds & Books Geld verdienen, um seine Miete bezahlen zu können. Begann seine journalistische Karriere in den 90ern für die Frankfurter Musikzeitschrift Kick’n’Roll, bevor er einige Jahre als freier Mitarbeiter für die Frankfurter Rundschau tätig war. Seit 2010 Online-Veröffentlichungen. Rezensent beim Rolling Stone-Magazin. Autor der Schriften „Die geheimen Aufzeichnungen des Buchhändlers“ sowie „Ein weiterer Tag im Leben des Buchhändlers". Großer Bewunderer der Musik von The Beatles, Bob Dylan, Bruce Springsteen, Neil Young, Van Morrison, Wilco, Nick Cave und Element Of Crime. Sympathisant des FC St. Pauli, Marathonläufer. Lebensmotto: „Rock’n’Roll Can Never Die“.von Gérard Otremba