Led Zeppelin: I, II und III – Remastered Album Review

Die ersten drei Led Zeppelin-Alben neu remastered, samt Bonus-CDs

von Gérard Otremba

Bereits die Veröffentlichung von Celebration Day 2012 war ein großes Fest für alle Led Zeppelin- und Rockfreunde. Gefeiert wird nun weiter, denn die ersten drei Alben der englischen Heavy-Rock-Pioniere sind nun als Remastered Versionen mit Bonus-CDs erschienen. Wie sagte jemand im Bekanntenkreis mal so treffend: „Die Beatles, das ist Petting, die Stones, das ist Sex und Led Zeppelin, das ist Ficken.“ In dieser Aussage wird die Band zwar mal wieder auf ihren berühmten Hardrock-Sound reduziert, obwohl Jimmy Page, Robert Plant, John Paul Jones und John Bonham mehr als nur wilde Haudraufs waren. Die von Page überwachten Remastered-Alben lassen die 20 Jahre alten Led Zeppelin-CDs im Regal endgültig verstauben und verblassen.

Der erste Streich von Led Zeppelin

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Im Januar 1969 erschien die erste Led Zeppelin-Platte und mit dem Eröffnungssong „Good Times Bad Times“ lieferten die Zeppeline gleich einen wegweisenden Klassiker für ihre Bandgeschichte. Donnernde Bonham-Drums, ein pumpender Jones-Bass, Nerven zerfetzende Page-Gitarrenriffs- und Soli, sowie der markante Plant-Schrei-Gesang öffneten die Pforten in ein neues Rock-Universum. In „Babe I’m Gonna Leave You“ vereinen sie Folk mit Hardrock und Plants Verlangen in der Stimme schreit das Testosteron nur so heraus. Seine Vocal-Theatralik und Pages Gitarrenexkursionen veredeln dann auch Blues-Klassiker wie „You Shook Me“ und „I Can’t Quit You Baby“. Der Psychedelic-Hard-Rock-Blues von „Dazed And Confused“ setzte in seiner Wucht neue Maßstäbe in Sachen Schlagzeugwirbel und Gitarreninferno. Völlig hippieesk hingegen „Your Time Is Gonna Come“, mit Orgel und Pathos-Chören, während die Zepps beim percussiven Instrumental „Black Mountain Side“ mit dem arabian style kokettieren. „Communication Breakdown“ bildete wohl einst die Basis für „Paranoid“ von Black Sabbath und zeigt die vier Herren völlig außer Rand und Band, Geschwindigkeitsrausch pur. Der bluesinfizierte Abschlusstrack „How Many More Times“ übersetzt Psychedelic-Ausflüge von Pink Floyd in den Hard-Rock, ein absolut genialer Höllentrip. Welch ein Jungfernflug! Auf der zweiten CD der Remastered Version befindet sich der Mitschnitt eines Konzertes vom 10. Oktober 1969 mit den Zeppelins in Hochform, einem Manifest aus Wut und Chaos, ein Furor an Rückkopplungsorgien, Dynamik und ausufernden Songlängen, wie die fünfzehn Minuten von „Dazed And Confused“, zwölf bei „You Shook Me“ und elf von „How Many More Time“ beweisen. Muss man gehört haben.

Mit „Whole Lotta Love“ zum Rock-Meilenstein

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Ebenfalls im Oktober des Jahres 1969 erschien Led Zeppelins Zweitwerk, das mit dem Opener „Whole Lotta Love“ den wahrscheinlich zweitbekanntesten Song des Quartetts zu bieten hat. Ein grandioses, unverwüstliches Psychedelic-Rock-Monster, das auch noch nach 45 Jahren mächtig einheizt. Es folgt der sanfte Blues von „What Is And What Should Never Be“, der mittendrin von Page, Plant, Jones und Bonham zerfetzt wird, als gäbe es kein Morgen mehr. Ein Peitschenhieb dann „The Lemmon Song“, diese kreuzgefährliche Mischung aus Blues und Speed-Rock und für „Thank You“ greift Page auf englische Folktraditionen zurück und Led Zep klingen plötzlich wie Fairport Convention. Es folgt das treibende Hard-Rock-Monster „Heartbraker“ mit einem irren Page-Solo, bevor das kurze „Living Loving Maid (She’s Just A Woman)“ wieder alle Temporekorde zu brechen versucht. In „Ramble On“ verwandelt die in London gegründete Formation wieder Folk in harten Rock, explosiv und treibend. Ein Blues-Rock-Ungetüm ersten Grades erschaffen Led Zeppelin mit „Moby Dick“ und mit ihrer Variante des Willie Dixon-Blues „Bring It On Home“ endet ein Meilenstein der Rockgeschichte. Die sogenannte „Companion-Disc“ enthält Rough Mix-Variationen und Backing Tracks von denen „Whole Lotta Love“, „Thank You“ und „Heartbraker“ herausragen.

Die Folk-Seite von Led Zeppelin auf Album drei

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Das dritte, 1970 veröffentlichte Album wird in der Led Zeppelin-Retrospektive gerne leicht unterschätzt, an dieser Stelle nicht, zeigt es doch die Zeppeline häufig von ihrer entrückten Folk-Seite. Mit dem „Immigrant Song“ geht es los, ein langgezogener „Aaahhh“-Brunftschrei von Robert Plant, in bester Led Zeppelin-Manier treibt das Stück voran, fiebrig, gewaltig und schnell, alles wie gehabt, sollte man meinen. Im nachfolgenden „Friends“ jedoch verblüffen die vier Haudegen mit mysteriösem, versponnenem Folkrock. „Im „Celebration Day“ rumpelt es wieder kräftig und mit „Since I’ve Been Loving You“ liefern sie den besten Led Zeppelin-Blues schlechthin ab. Große Kunst, wie sich Plant beim Singen windet und wendet, epochal. Schweren Blues-Rock bieten Led Zeppelin mit „Out On The Tiles“, doch im neue arrangierten Traditional „Gallows Pole“ wenden sie sich auf dieser Platte endgültig ganz und gar der Folkmusik zu. Und so verträumt wie bei „Tangerine“ hat man Plant & Co. bis dato noch nicht gehört. Noch eine Spur lieblicher gar gerät „That’s The Way“, und da behaupte noch einer, die Jungs hätten kein Gefühl für intime Musikpassagen. Ein lustiger Folk-Shuffle gelingt ihnen mit „Born-Y-Aur-Stomp“ und mit dem wieder mehr im Blues-Rock zu verorteten „Hats Off To (Roy) Harper“ beschließen Led Zeppelin ihren Longplayer. Auch dem dritten Album liegt eine zweite CD mit mehr als interessanten Alternative-Mix-Versionen bei. Im Jahr 1971 folgte dann „Stairway To Heaven“, das endgültig alle Dämme brach. Demnächst in diesem Theater.

Led Zeppelin: I, II, & III – Re-Issues sind am 30.05.2014 bei Atlantic Records / Warner Music erschienen.

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