Laura Marling: Once I Was An Eagle

Neues Wunderwerk von Laura Marling

von Gérard Otremba

Laura Marling und ihre Musik sind nicht von dieser Welt. In ihrer traurigen Entrücktheit kommt die 23-jährige Engländerin der großen Joni Mitchell immer näher. Ist das Pop? Ist das Folk? Ist das Jazz? Es ist von allem etwas und doch nichts von alldem, was uns die Mitbegründerin der Formation Noah an the Whale auf ihrem vierten Longplayer kredenzt. Von poppigen Momenten, die es auf dem Vorgängeralbum A Creature I Don’t Know noch vereinzelt zu hören gab, verabschiedet sich dieses feenhafte Wesen fast gänzlich. Wenn so etwas wie Folk-Pop auf diesem Album zu finden ist, dann in „Where Can I Go?“, wo eine Hammondorgel vibriert und  sich die akustischen Gitarren, Bass und Drums in einen vergleichsweise dionysischen Rausch steigern, sowie bei „Once“, das durch Marlings allerschönsten Gesang besticht, der von einer Orgel leise untermalt wird. Diesen beiden Songs schließt sich Mitten in dem 63-minütigen Werk „Pray For Me“ an, in dem Percussion, Gitarren und Cello ansatzweise hoffnungsfrohen Optimismus verbreiten. Ansonsten verhält sich die Musik adäquat zu Cover, sehr viel schwarz.

Die ersten vier Songs fließen ineinander, sehr intim, fast gespenstisch wirkt Laura Marlings Gesang, ebenso die akustische Gitarre, Piano und das Cello, zwischenzeitlich unterbrochen von Sitarklängen und Percussion, die sich kurzfristig gegenseitig infernalisch hochschaukeln. Doch die Düsternis obsiegt. „Master Hunter“ (mit der berühmten Zeile „No, no, no, it ain’t me, babe“) ist ein reines Nervenbündel von einem Lied, nahe des Wahnsinns. Im fragilen Klagelied „Little Love Caster“ gibt es das traurigste Gitarrenpicking und das düsterste Cellospiel seit Ewigkeiten zu hören, die einen ständig schaudern lassen. Die Schwermut findet ihre Depression. Marlings leiser, versponnener und obsessiver Sprechgesang dominiert Songs wie „When Were You Happy? (And How Long Has That Been?)“, „Love Be Brave“ sowie „Little Bird“. Laura Marling bietet auf “Once I Was An Eagle” eine große musikalische Verführung mit spannungsgeladenen Arrangements, die erst ganz zum Schluss bei „Saved These Words“ in eine opulente, kathartische Explosion münden. Was bleibt, ist die Verneigung vor einem zugegebenermaßen manchmal schwer zugänglichen, aber immer aufregenden Wunderwerk.

„Once I Was An Eagle“ von Laura Marling ist am 24.05.2013 bei Virgin Records / Universal erschienen.

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