Der Song „Sophia“ von Laura Marling entpuppt sich als pure Obsession
Laura Marling vereint die besten Seiten von Joni Mitchel, Sandy Denny und Beth Orton. Und alle diese wundervollen Songwriterinnen würden töten für einen Song wie „Sophia“. Ganz zart mit einer Paul Simon-Slowmotion-Gitarre beginnend, Marlings Stimme leise, fast brüchig, erst nach und nach steigen weitere Instrumente wie Schlagzeug, Bass, weitere Gitarren und Streicher ein. Was als Miniatur-Folk beginnt, endet im großangelegten Americana-Epos. Marlings Stimme schraubt sich mittlerweile in abstrakte Höhen, immer emphatischer werdend und wie sie die Zeile „I’m wounded by dust“ und den Namen „Sophia“ in die Länge zieht, geht verdammt tief unter die Haut. Obsession pur.
Laura Marling präsentiert schwere, aber hörenswerte musikalische Kost
Das Album ist gefüllt von kleinen Dramen und Phantastereien, sprach- und bildgewaltig verpackt. Der Beginn mit „The Muse“ flattert unstet daher, mit einem saucoolen Jazzpiano versehen und mit einer lässigen Marling-Stimme. Aber Vorsicht die Herren: „Don’t you be scared of me, I’m nothing like the beast, and I call on you when I need to feast.” Aus ganz anderem musikalischen Holz geschnitzt ist “Night After Night”. Ein gezupfter Bass, die akustische Gitarre ficht eine feine Klinge und Frau Marling erzählt uns eine (Schauer-)Geschichte des schrecklich-schönen Beziehungsgeflechts: „Dear lover forgiven, my love is driven by rage, oh I should just leave you, instaed of decieve you.“ Wahrlich keine leichte Kost, die uns Laura Marling serviert, aber so unglaublich hören- und lesenswert.
Laura Marling als weibliches Pendant zu Lou Reed, Bill Callahan und Bonnie ‚Prince‘ Billy
Und so ähnlich geht das knapp über 40 Minuten lang. Die Songs changieren Immer irgendwo zwischen Jazz, Folk und Pop, entziehen sich jedoch geschickt einer endgültigen Einordnung, schlingern durch ständig neue Wendungen, überstrahlt von dieser irre ausdrucksstarken Stimme Laura Marlings. Das kann dann schon mal ins Opulent-Rockige („Salinas“) abdriften, oder ins Gespenstig-Aufwühlende beim nachfolgenden „The Beast“, das jedoch ebenfalls im großen Krach endet, Velvet Underground lassen grüßen, oder im überschwenglichen Country-Rock („My Friends“) enden. Laura Marling ist gerade einmal 21 Jahre jung und legt mit ihrem dritten Longplayer „A Creature I Don’t Know“ ein dermaßen fulminantes und reifes musikalisches Statement hin, daß man schon fast Angst um ihre in Textform verpackten, zukünftigen abgrundtiefen Auswüchse haben muß. Das weibliche musikalische Pendant zu Lou Reed, Bill Callahan und Bonnie ‚Prince‘ Billy heißt eindeutig Laura Marling.
„A Creature I Don’t Know“ von Laura Marling ist am 23.9.2011 bei V2 Records/Cooperative Music erschienen.