Larkin Poe: Blood Harmony – Albumreview

Larkin Poe credit Jason Stoltzfus

Eine Sammlung hochklassiger Oden an den amerikanischen Süden ohne textlichen Bezug an die Gegenwart von Larkin Poe

Die fleißigen Schwestern Rebecca und Megan Lovell, bekannter als Roots-Rock-Duo Larkin Poe, veröffentlichen an diesem Freitag ihr neues Studio-Album „Blood Harmony“ – eine Sammlung Oden an den amerikanischen Süden. Das Duo pflegt darauf mal wieder ur-amerikanische Traditionsmusik, nachdem sie im Vorjahr mit dem von Sounds & Books besprochenen „Paint The Roses“ ein, fast schon experimentelles Live-Album mit dem Nu Deco Ensemble zur Welt brachten. Blues, Country, Southern Rock – dass an den elf neuen Stücken dabei musikalisch nicht der Mief der überholten Gestrigkeit klebt, ist ihrem Geschick zu verdanken, traditionelle Instrumentierung mit frischen Licks und Harmonien zu verwenden. Nicht ohne Grund nahm sie Nashvilles Rock-Gott Jack White mit auf Tour – dass Traditionspflege Innovationen nicht ausschließt, weiß niemand so gut wie er.

Textlich kein Bezug zur Gegenwart

Larkin Poe Blood Harmony Albumcover

Mit Hilfe von Tyler Bryant (Rebeccas Gatte) als Co-Produzenten sowie einigen Cracks ihrer Liveband im Studio (Schlagzeuger Kevin McGowan und Bassist Tarka Layman) gelang Larkin Poe mal wieder ein durch und durch solides Werk, bei dem gitarrenaffine Puristen anerkennend die Zunge schnalzen lassen können. Schade nur, dass bei all der gelungenen Traditionspflege inhaltlich der Bezug zur Gegenwart komplett vernachlässigt wird. In Zeiten, in denen in vielen der besungenen Staaten Frauenrechte drastisch eingeschränkt werden und klerikale Fanatiker das Taliban-Regime in Afghanistan als Vorbild für eine zukünftige US-Gesellschaft zu sehen scheinen, ist die von Sängerin wie Texterin Rebecca beschworene Gastfreundschaft des Südens, bei der „man seine Tür für jeden und jede offen hält“ (Promoinfo) vielleicht ein wenig zu sehr an den gesellschaftlichen Realitäten vorbei. 

Hochklassige Songs von Larkin Poe

Wer solche Realitäten jedoch in der Kunst nicht so gerne abgebildet sieht, kann an hochklassigen Werken wie dem Titelstück oder „Southern Comfort“, überhaupt eigentlich an jedem der elf Songs, nichts auszusetzen finden. Handwerklich ist das (wie alles, was die Schwestern Lovell musikalisch verarbeiten) großes Kino, welches nach Live-Umsetzung schreit. Bis es dazu kommt, verfolgen wir weiter die Nachrichten und hoffen darauf, dass die prognostizierte „rote Welle“ bei den Midterms weiterhin aufgehalten wird. Irgendwer muss sich um die Zukunft der Demokratie im Heimatland Larkin Poes ja Gedanken machen.

„Blood Harmony“ von Larkin Poe erscheint am 11.11.2022 bei Tricki Woo Records. (Beitragsbild von Jason Stoltzsfus)

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