Lana Del Rey, die Hohepriesterin der eleganten Melodien
Knapp 68 Minuten lang ist Lana Del Reys neues Album. Vierzehn Songs hat die 34-jährige auf „Norman Fucking Rockwell!“ gepackt, ein Album, das man wohl als ihr bisher ambitioniertes bezeichnen kann. Del Rey, die 2011 mit dem Song „Video Games“ durchstarte und dem musikalischen Genre des Sadcore zu neuen Höhenflügen verhalf, blieb sich im Grunde immer treu. Nuancierte Abweichungen ihres Stils gab es auf allen Platten zu hören, ob „Born To Die“, „Ultraviolence“, „Honeymoon“ oder zuletzt „Lust For Life“. Obwohl sie uns auf dem Cover von „Lust For Life“ ein strahlendes Lächeln schenkte, oblag ihrer Musik immer noch die Melancholie, die Schwermut zugrunde.
Ein Geniestreich
Bereits vor einem Jahr gab es mit dem bei Sounds & Books als Song des Tages vorgestellten „Mariners Apartment Complex“ den ersten Vorboten des sechsten Lana-Del-Reys-Longplayers zu hören. Piano, Streicher, sanft verzerrte Gitarren, großes Drama, Del Rey in Bestform. Da war sie wieder, die überwältigende Traurigkeit, die Langsamkeit des edlen Sounds. Mit der zweiten Single „Venice Bitch“ ging Del Rey volles Risiko. Ein fast zehnminütiger, zwischen Indie-Folk, Jazz und Psychedelic-Pop mäandernder Track, flirrend, verstörend, hingebungsvoll. Für die Aufmerksamkeitsspanne zahlreicher auf Playlists von Streamingdiensten schwörender Hörer wahrscheinlich der reinste Alptraum, aber ein Geniestreich Lana Del Reys. Die Songs auf „Norman Fucking Rockwell!“ sind von berührender Poesie. Trotz häufig ausgeklügelter Arrangements überzeugen die Songs mit ihrer fragilen Intensität. „Love Song“ oder „Cinnamon Girl“ mögen als zwei Paradebeispiele herhalten.
Die Zauberin Lana Del Rey
Lana Del Rey ist eine Zauberin, eine Hohepriesterin der eleganten Melodien, die einem schon mal ad hoc das Herz brechen können („How To Disappear“). Und mit „California“ springt dabei auch noch eine hitverdächtige, großartige Pop-Ballade ab. Erneut hat die New Yorker geborene Songwriterin einen ultimativen Soundtrack für alle einsamen Menschen komponiert, die sich nach dem Trost in ihrer Musik sehnen. Mithin hat Del Rey diesen in die bisher schönste Form gegossen. „The Greatest“ hat gehauchte Paul-McCartney-Ambitionen und wenn am Ende „Hope Is A Dangerous Thing For A Woman Like Me – But I Have It“ erklingt – ebenfalls ein Vorabtrack und in diesem Magazin gewürdigt – ist man durch Teile von Lana Del Reys Lebensgeschichte gewatet und unendlich dankbar für die Schönheit ihrer Kunst.
„Norman Fucking Rockwell!“ ist am 30.08.2019 bei Polydor / Universal Music erschienen (Beitragsbild: Pressefoto).