Lady Blackbird: Slang Spirituals

Lady Blackbird by Christine Schwan

Vor knapp drei Jahren tauchte Lady Blackbird als neue Soul-Jazz-Sensation auf. Kann sie mit ihrem zweiten Album „Slang Spirituals“ den berechtigten Debüt-Hype untermauern?

von Werner Herpell

Zuerst sind da ein mächtiges House-Piano-Riff und ein Gospel-Chor, der an das legendäre Musical „Hair“ erinnert – aber nach 45 Sekunden steht Marley Munroe alias Lady Blackbird selbst im Mittelpunkt mit einer Stimme, die schon auf Platte einen veritablen Orkan entfachen kann und dies auch live mühelos schafft. Die vor knapp drei Jahren als neue Black-Music-Sensation aufgetauchte Sängerin, die mühelos zwischen den Genres flanierende Soul-Jazz-Diva aus der Kleinstadt Farmington im US-Bundesstaat New Mexico, sie ist zurück – und das tut so gut.

Gospel-Gänsehaut garantiert

Mit „Let Not (Your Heart Be Troubled)“ eröffnet Lady Blackbird ihr zweites Studioalbum „Slang Spirituals“ (ein schönes, absolut passendes Gegensatzpaar schon im Titel), und wieder ist Gänsehaut garantiert. Diese markerschütternden Vocals zwischen

Schmerz und jubelnder Emphase, dieses monumentale, jede Kirche sprengende Spiritual-Arrangement – es ist ein Fest.

Dass die 39 Jahre alte Munroe, stärker noch als auf ihrem jazz-nahen Debüt „Black Acid Soul“, sich am Gospel orientiert, ist dabei gar nicht selbstverständlich. Ihr Elternhaus war zwar sehr religiös geprägt, wobei neben dem christlichen Glauben auch die Musik eine zentrale Rolle spielte. Aber: „Als ich dann ins Teenageralter kam, wurde mir irgendwann klar, dass mir die Religion genau genommen nur aufgezwungen worden war. Es hatte sich auch nie wirklich richtig angefühlt für mich.“ Umwerfenden Liedern wie dem Opener oder dem anschließenden „Like A Woman“ hört man die Distanz freilich nicht an.

Lady Blackbird: Viel mehr als „nur“ eine Sängerin

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