Mainstream-Pop von den Kings Of Leon, catchy Artpop von Blaudzun und klasse Alt-Country von Wayne Graham
von Gérard Otremba
Seit ihrem Monstersong „Sex On Fire“ vom 2008 erschienenen Album Only By The Night sind die Kings Of Leon auch in den USA und auf dem europäischen Festland Stars. Erstaunlicherweise fand sich für die amerikanischen Brüder Caleb, Jared und Nathan sowie deren Cousin Matthew Followill zunächst im UK eine größere Fanbasis, bevor der heimische Durchbruch gelang. In der Zwischenzeit kann das Familienunternehmen tun und lassen, was es möchte, der Erfolg ist garantiert. Und so erreichte auch das neue, mittlerweile siebte Studioalbum Walls die Spitzenränge der UK- und US-Charts, in Deutschland reichte es für Platz 2. Allerdings ist auf Walls gar nicht so sehr viel „on fire“ wie erhofft. Der Beginn mit „Waste A Moment“ hat noch das Zeug, mit „Sex On Fire“ konkurrieren zu können, ist aber natürlich nichts weiter als eine gekonnte Variante ihres Megahits. Aber eine wirklich gute. In der Folge jedoch flacht das Album immer mehr zum Mainstream-Pop ab. Der ist zwar auf Walls mehr als solide („Around The World“, „Eyes On You“), aber die großen U2-Hymnen haben die Kings Of Leon eben nicht zu bieten. Mehr Frühphase, mehr Garagen-Southern-Rock wäre wünschenswert gewesen. Für die Konzerte in großen Hallen reicht die Songpalette von Walls aber allemal.
„Walls“ von Kings Of Leon ist am 14.10.2016 bei RCA Records / Sony Music erschienen.
Blaudzun: Jupiter
Zu einem größeren Projekt gehört das neue, fünfte Album des niederländischen Musikers Blaudzun. Jupiter ist der erste Teil eines als Triptychon angelegten Werkes, das vom Künstler als work in progress gedacht ist. Drei einzelne Teile, die in verschiedenen Studios zu verschieden Zeiten aufgenommen, aber in relativ kurzer Zeitspanne veröffentlicht werden. Der zweite Teil der Trilogie ist bereits für das Frühjahr angekündigt. Blaudzun sieht sein begonnenes Album in drei Teilen nach eigenen Angaben als eine, respektive drei Sammlungen von Kurzgeschichten. Wie Jupiter bekanntermaßen der größte Planet des Sonnensystems ist, so strahlen die Songs auf Blaudzuns gleichnamiger Platte ebenfalls eine würdevolle Größe aus. Johannes Sigmond, so Blaudzuns bürgerlicher Name, und seine Band konzipieren auf Jupiter wahrlich intelligenten Pop, der immer wieder die Nähe zu Arcade Fire sucht. Teils überbordende Arrangements führen zu einem bunten Popmix, der bereits mit dem Eröffnungstrack „Everything Stops“ mächtig Fahrt aufnimmt. Doch auch Songs wie „Between A Kiss And A Sorry Goodbye“ und „Jupiter“ leben von einer ansteckenden Nervosität. Ideenreicher, catchy Artpop mit dem gewissen Etwas.
„Jupiter“ von Blaudzun ist am 07.10.2016 bei Glitterhouse / Indigo erschienen.
Wayne Graham: Mexico
Wayne Graham ist die Band der beiden im Südosten von Kentucky aufgewachsenen Brüdern Hayden und Kenny Miles. Der Bandname setzt sich aus den Vornamen der beiden Großväter ab, die genauso wie ihr Vater und ihr Onkel im Kohlebergbau arbeiteten, in einer für ihre niedrige Lebensqualität bekannte Gegend der USA. In der Familie wurde viel musiziert, Hayden lernt hauptsächlich das Schlagzeug, Kenny avanciert zum multiinstrumentalen Songwriter. Mexico ist bereits das vierte Album von Wayne Graham, das erste in Europa erschienene. Thematisch behandelt es den Tod von Hayden und Kenny Miles‘ bestem Freund. Bis auf gelegentliche Gastmusiker spielen die Brüder das Album in Eigenregie ein. Mexico ist ein fein austariertes Alternative-Country-Album geworden, das in seinen schönsten Momenten (und von denen gibt es einige) an die derzeit beste Band der Welt, an Wilco erinnert. Wie zum Beispiel im wunderschönen wie sehnsüchtigen, leisen und langsamen „Paint“. Oder im anschließenden, vergleichsweise bärbeißigen „Monastery Stone“. Aber egal wie unzugänglich sich manche Songs teilweise auch geben, allen obliegt das große Gefühl für wundervolle Melodien. Zwar von zahlreichen Breaks unterbrochen, doch mit viel Liebe zum Detail und finessenreich arrangiert. Klasse Album!
„Mexico“ von Wayne Graham ist am 07.10.2016 bei K&F Records / Broken Silence erschienen.