Kurz und gut: Album Reviews zu onDeadWaves, Hot Hot Heat und The Low Anthem

Indie-Dream-Pop, Indie-Disco-Rock und experimenteller Folk-Pop

von Gérard Otremba  (Beitragsbild: Mute Records)

Für ihr Label Mute waren Polly Scattergood und James Chapman bereits als Solo-Künstler unterwegs, als sie sich 2011 beim Londoner Short Circuit Festival, bei dem diverse Label-Musiker zum einmaligen, gemeinsamen Musizieren zusammenkamen, kennenlernten und beschlossen, ihre Kollaboration in der Zukunft auszuweiten. Herausgekommen ist das selbstbetitelte Debütalbum, das Scattergood und Chapman unter dem Namen onDeadWaves veröffentlichen, das sich elegant im Indie- und Dream-Pop positioniert. Auf onDeadWaves versammeln sich zehn feinfühlige Songs, deren Texte von Polly Scattergood (James Chapman hat als Duett-Partner meist die distanzierte zweite Stimme) geradezu gehaucht werden. konDeadWaves_AlbumCover_DigitalSie hinterlassen zwar eine spürbar düstere Pop-Noir-Atmosphäre, aber Depressionen verbreiten sie nicht. Eine spielerische Anmut („Winter’s Child“, „Jupiter“, „Blackbird“) und manchmal gar Jingle-Jangle-Gitarren („California“) deuten zeitweise verhaltene Euphorie an, doch Songs wie „Hollow“, „Alice“, „Dead Ballons“ oder „Blue Inside“ fangen den Wind ein und geben sich der romantischen Melancholie hin. Ein sehr vielversprechendes Debüt ist das onDeadWaves-Album geworden.

„onDeadWaves“ von onDeadWaves ist am 20.05.2016 bei Mute erschienen.

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On Dead Waves – California (Official Video) from Mute on Vimeo.

 

Hot Hot Heat: Hot Hot Heat

Das war’s. Mit ihrem selbstbetitelten fünften Album verabschieden sich Hot Hot Heat aus dem Musikzirkus. Gleichzeitig ist Hot Hot Heat auch irgendwie ein Comeback-Album, schließlich veröffentlichte die kanadische Indie-Pop-Rock-Band bereits vor sechs Jahren mit Future Breeds ihren letzten Longplayer. In dieser Zeitspanne fließt genug Wasser die Elbe hinunter, um als Band im immer schneller kreisenden medialen Zeitalter in Vergessenheit zu geraten. Das Quartett um Sänger und Keyboarder Steve Bays bleibt sich zwar treu, überrascht aber leider nicht mit neuen Finessen. So bleibt der tanzbare Indie-Disco-Rock von Hot Hot Heat in einer souveränen „Kenne-ich-bereits-macht-aber-trotzdem-noch-irgendwie-Spaß“-Schleife stecken. hot hot heatMit ihrem besten Song, „Kid Who Stays In The Picture“, startet das Album, es groovt, pulsiert und geht ganz wunderbar ins Ohr, doch mit der Klasse dieses Songs können die anderen neun Tracks nur phasenweise mithalten, allein das verhaltene „Magnitude“, sowie das urige „Comeback Of The Century“ ragen aus dem ansonsten im gepflegten Mittelmaß steckenden Album heraus. Das ist okay, reißt aber nur bedingt mit.

„Hot Hot Heat“ von Hot Hot Heat ist am 24.06.2016 bei Kaw-Liga Records / Rough Trade erschienen.

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The Low Anthem: Eyeland

Auch schon wieder fünf Jahre her ist die letzte Veröffentlichung von The Low Anthem. Und alle, die den graziösen Indie-Folk-Rock von Smart Flesh noch in den Ohren haben, werden sich beim Hören von Eyeland“ verwundert die Augen reiben. Natürlich war eine Tendenz zu Experimenten immer mal wieder bei The Low Anthem angelegt. Doch was Ben Knox Miller und Freunde mit ihrem selbsternannten „Future-Folk“ anrichten, ist mindestens gewöhnungsbedürftig. Auf der einen Seite zeigen sie ihre beseelte Qualität in den  zarten und traurigen Folk-Pop-Perlen wie „In Eyeland“, „The Pepsi Moon“, „Bethe low anthemhind The Airport Mirror“, „In The Air Hockey Fire“ und „Dream Killer“, auf der anderen Seite hören wir rabiate, verstörende, der Selbstzerstörung anheimfallende Experimentiermonster wie „Waved The Neon Seaweed“, „Wzgddrmtnwrdz“ oder „Am I The Dream Or Am I The Dreamer“, die einen mit ihrer Ambient-Psychedelic-Atmosphäre eher ratlos zurücklassen. Einen gelungenen Mittelweg finden The Low Anthem im scheppernd rockigen „Ozzie“. Okay, visionäres, kühnes Konzeptalbum. Einiges wir uns auf Unentschieden.

„Eyeland“ von The Low Anthem ist am 17.06.2016 bei Razor & Tie / Washington Square erschienen.

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