Die Sounds & Books-Reviews zu den am 13.09.2024 erscheinenden Alben von Native Harrow, Willie Watson und Kraków Loves Adana
von Gérard Otremba
In der neuen Ausgabe unserer „Kurz und gut“-Rubrik stelle ich euch heute das neue Album „Divided Kind“ des wunderbaren amerikanischen Duos Native Harrow vor. Darüber hinaus empfehle ich euch das Solo-Debüt des Country-Folk-Musikers Willie Watson sowie die neue Platte der Synthpop-New-Wave-Projekts von Deniz Çiçek, aka Kraków Loves Adana.
Native Harrow: Divided Kind
Immer wieder ein großes Vergnügen, neue Musik von Native Harrow hören zu dürfen. Bereits die Alben „Happier Now“ (2019), „Closeness“ (2020) und „Old Kind Of Magic“ (2022) waren feinste Werke aus dem allumfassenden Americana-Kosmos, nun legen Sängerin und Gitarristin Devin Tuel sowie Multiinstrumentalist Stephen Harms, die nach einigen Jahren in England zurück in die USA gezogen sind, mit „Divided Kind“ nach. Erneut greifen Native Harrow auf den Seventies-Sound zurück und einmal mehr lassen sie ihn so zeitlos wie nur möglich erklingen. Songwriter-Pop, Folk, Folk-Rock, Soul und Psych-Pop gehen Hand in Hand, Namen wie Joni Mitchell, Carole King, Dusty Springfield und Fleetwood Mac gehen einem durch den Kopf, wenn man die zauberhaften und entspannten neun neuen Native-Harrow-Stücke genießt.
Vom erhabenen Titelstück als Opener, dem Lauren-Canyon-Pastiche bei „I Wanna Thank You“, über das bluesige „Follow Me Round“ hin zum von S&B als Song des Tages vorgestellten „Goin‘ Nowhere“ und dem dezenten und verträumten Closer „The Garden“. Ein eindrucksvolles Album wie aus einem Guss.
„Divided Kind“ von Native Harrow erscheint am 13.09.2024 bei Different Time Records. (Beitragsbild: Native Harrow, Pressefoto)
Willie Watson: Willie Watson
Wir bleiben in den Americana-Gefilden. Der Songwriter, Dichter und Schauspieler Willie Watson, einst Mitglied bei Old Crow Medicine Show hat seine Minderwertigkeitsgefühle soweit besiegen können, um nach 30 Jahren des Musizierens sein Solo-Debüt zu veröffentlichen. Unterstützt von Paul Kowert am Bass, Dylan Day an der Gitarre, Benmont Tench an den Tasten, Jason Boesel am Schlagzeug und Sami Braman an der Geige, hat Willie Watson neun wunderbare Country-Folk-Songs aufgenommen. Auch hier durchaus Seventies-Style, aber in Erinnerung an John Prine, Townes Van Zandt, Bob Dylan und Gordon Lightfoot. Willie Watson gehört zu den typischen Singer-Songwritern und Storytellern und steht fest verankert in der American-Songbook-Tradition.
Und so verwundert es nicht, dass das Album mit dem achteinhalbminütigen Talking-Gospel „Reap ‘Em In The Valley“ endet, in dem Watson eine magische Begegnung wie aus einem Film der Coen-Brüder erzählt (für die er als Schauspieler und Komponist tätig war). Es ist der Höhepunkt eines an Höhepunkten (u.a. „Slim And The Devil“, „Real Love“, „Harris And The Mare“) nicht gerade armen, dezent instrumentierten und großartigen Americana-Albums.
„Willie Watson“ von Willie Watson erscheint am 13.09.2024 bei Little Operation Records And More / Thirty Tigers.
Kraków Loves Adana: I Saw You I Saw Myself
Wie die Zeit vergeht. Mit „I Saw You I Saw Myself“ bringt Deniz Çiçek, aka Kraków Loves Adana, ihr bereits achtes Album heraus. Zuletzt war die Hamburger Musikerin und Produzentin im Februar 2023 mit „Oceanflower“ in Erscheinung getreten, davor 2021 mit „Follow The Voice“. Dazwischen schrieb und nahm Deniz Çiçek bereits die Songs von „I Saw You I Saw Myself“ auf, die erstmal aus verschiedenen Gründen nicht veröffentlicht worden sind. Mit leichter Verspätung ist nun ein Album entstanden, über das Çiçek Folgendes sagt:
„Es handelt sich um ein universelles Liebesalbum, sei es erwiderte als auch unerfüllte Liebe. Und egal, wie alt man ist, von dem ersten Funken zum Erlöschen der Flamme, sie wohnt uns allen inne und macht uns zu der Person, die wir sind. Zeitgleich spiegelt “I Saw You I Saw Myself” auch meine Liebe zur Musik wider, die mich mit all ihren Höhen und Tiefen ein Leben lang begleiten wird.“ Und dabei greift sie wieder vermehrt auf Synth-Pop und New Wave zurück, das zu so tollen Songs wie „Break My Own Heart“, „The Greatest“ und dem Titelstück führt, die hier als Anspieltipps dienen dürfen. Gut, dass Kraków Loves Adana die Songs doch veröffentlicht hat. Feines Album.
„I Saw You I Saw Myself“ von Kraków Love Adana erscheint am 13.09.2024 im Selbstvertrieb. Weitere Infos auf der Bandcampseite.