Kurz und gut: Alben von Dave Rowntree, Woods Of Birnam und Ryuichi Sakamoto

Dave Rowntree credit Paul Postle

Am 20.01.2023 erscheinen neue Alben von Woods Of Birnam, Dave Rowntree und Ryuichi Sakamoto

Für unsere Rubrik „Kurz und gut“ hat Sounds & Books diesmal die Alben „Radio Songs“ vom britischen Blur-Schlagzeuger Dave Rowntree, „Dorian“ von der deutschen Artpop-Band Woods Of Birnam um „Babylon Berlin“-Star Christian Friedel und „12“ von der japanischen Electropop- und Neoklassik-Legende Ryuichi Sakamoto ausgewählt.

Dave Rowntree: Radio Songs

Dass er ein sehr guter Schlagzeuger ist, hat Dave Rowntree in über 30 Jahren bei Blur hinreichend bewiesen. Dass er aber auch ein passabler Sänger (mit manchmal verblüffender Nähe zu seinem alten Bandkumpel Damon Albarn) und ein interessanter Songschreiber ist, zeigt der 58-Jährige nun auf seinem ersten Soloalbum. Von dessen Titel sollte man sich nicht täuschen lassen, denn klassische Radio-Songs sind hier nicht zu hören. Die Single „London Bridge“ wummert noch recht eingängig und hätte auch auf einem Blur-Album nicht gestört, aber ansonsten ist dies eine introvertierte, auf Gefühle und Stimmungen statt auf Hooks und Beats setzende Platte.

„1000 Miles“ etwa ist eine verträumte Ballade, die man sich durchaus in einer Version des großen Artpop-Crooners David Sylvian vorstellen könnte. Und auch beim Drumming ist das von Leo Abrahams produzierte Debüt – etwa im zart-exotischen Geklöppel von „HK“ oder „Volcano“ – eher ein Fall für Feingeister.  So überzeugt „Radio Days“, laut Rowntree „ein Album, über das ich schon seit ein paar Jahren nachdenke und an dem ich mich abrackere“, auf unspektakuläre Art. Nun darf man auf die neuen Werke von Blur-Gitarrist Graham Coxon (im Duo The Waeve mit der Sängerin Rose Elinor Dougall, Veröffentlichung am 03.02.2023) und Albarns Cartoon-Band Gorillaz (24.02.2023) gespannt sein.

„Radio Songs“ von Dave Rowntree erscheint am 20.01.2023 bei Cooking Vinyl/Indigo. (Beitragsbild: Dave Rowntree by Paul Postle)

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Woods Of Birnam: Dorian

Es gibt viele gute Gründe, diese in Dresden gegründete Band für eine der innovativsten des Landes zu halten. Woods Of Birnam – der Name bezieht sich auf den „Wald von Birnam“ aus William Shakespeares „Macbeth“ – bestehen aus ehemaligen Mitgliedern der Artpop-Gruppe Polarkreis 18 und dem bekannten Schauspieler Christian Friedel („Elser“, „Das weiße Band“, „Babylon Berlin“) als Frontmann . Sie haben Theatermusik komponiert, Songs für Filme und Serien beigesteuert und 2020 zur Wiedereröffnung der Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden wichtige Bilder des Museums vertont. Das neue Werk „Dorian“ ist nicht weniger ambitioniert.

Die sieben Songs und zwei Instrumentals wurden für den Friedel-Soloabend „Dorian“ nach Oscar Wildes berühmtem Roman geschrieben. So spannend das Kooperationsprojekt der Theater in Düsseldorf, Dresden und Kaunas/Litauen bereits ist, so dramatisch klingt auch die Musik von Woods Of Birnam mit einem erneut fabelhaften Sänger Friedel (43). Man kann Lieder wie das Discopop-infizierte „I Will Survive You“, die prächtigen Balladen „On The White Sea“ und „A Ballad Of Hate“ oder den Klezmer-Jazz von „I Rise Up“ dabei auch problemlos ohne Bühnenkontext genießen – „Dorian“ ist ein intellektuell hochfliegendes, aber keineswegs elitär versponnenes Album.

„Dorian“ von Woods Of Birnam erscheint am 20.01.2023 bei Royal Tree Records/Hook Music/Theater der Zeit.

Ryuichi Sakamoto: 12

Von David Sylvian war weiter oben schon die Rede. Dessen langjähriger Zusammenarbeit mit dem Musiker Ryuichi Sakamoto entsprangen einst der herrliche Soundtrack-Song „Forbidden Colours“ (aus dem Kultfilm „Merry Christmas, Mr. Lawrence“, mit Sakamoto selbst und David Bowie) sowie das Album-Meisterwerk „Secrets Of The Beehive“ (1987). Der vielfach ausgezeichnete japanische Electropop-Pionier (Yellow Magic Orchestra), Multiinstrumentalist und Komponist ist gerade 71 Jahre alt geworden, erholt sich von einer schweren Krankheit – und hat sich und seinen vielen Fans zum Geburtstag neue Musik geschenkt. „12“ (nach der Anzahl seiner namenlosen Instrumentaltracks benannt) ist eine schöne Sache für Fans von Sakamotos sanft dahinfließenden Ambient-Werken für Klavier und Synthesizer.

Der Grammy- und Oscar-Gewinner hat die Stücke aus Skizzen ausgewählt, die er während seines Kampfes gegen den Krebs einspielte. Als intime, teilweise von Atemgeräuschen durchdrungene Momentaufnahmen aus einer schweren Lebensphase tragen sie im Titel das jeweilige Entstehungsdatum. Vor diesem Hintergrund wirken Sakamotos ätherische Klangforschungen auf „12“ erst recht zutiefst beruhigend und berührend.

„12“ von Ryuichi Sakamoto erscheint am 20.01.2023 bei Milan Record/Sony Classical.

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