Kraftklub: Keine Nacht für Niemand – Album Review

 

Die Band mit dem K und ihr dritter Streich

Das war schon eine steile Karriere für die Band aus Chemnitz so far. 2009 gegründet, ein Jahr später Gewinner des New Music Award, 2011 der Start beim Bundesvision Song Contest für Sachsen, bevor das Debütalbum Mit K im Folgejahr von null auf eins in  die deutschen Charts einstieg. Und weil Erfolg sexy macht (frag nach bei den Toten Hosen), ließ sich Longplayer zwei, In Schwarz, nicht lumpen und katapultierte sich 2014 ebenfalls auf Anhieb an die Spitze der Albumhitparade. Mit „Schüsse in die Luft“ hatte In Schwarz auch noch einen unwiderstehlichen Ohrwurm zu bieten. Mit ihrem Indie-Rock-Pop samt Rap-Einlagen trafen Sänger Felix Brummer und seine Mitstreiter den Nerv der Zeit und machen mit Keine Nacht für Niemand auf dem eingeschlagenen Weg weiter.

Sounds & Books_Kraftklub_ Kein Nacht für Niemand_CoverIhr Patchwork-Rock-Pop hat unzählige Verweise (der Albumtitel auf Ton Steine Scherben noch der offensichtlichste), ist aber meistens sehr charmant vorgetragen und an Selbstironie mangelt es dem Quintett auch nicht. Die beweisen sie im Opener „Band mit dem K“, wenn sie sich als messianische Heilsbringer inszenieren („Die Menschen rufen unseren Namen, kniet nieder vor dem K“). Der ganze Text hat Witz und Esprit, der Song galoppiert indes im Bloc Party-Rhythmus in den Pomp. In „Am Ende“ machen Kraftklub auch keinen Halt vor Element Of Crime und bemühen deren berühmte Zeile „Denn ganz egal woran ich gerade denke, am Ende denke ich immer nur an dich“ für diesen Monster-Rap-Rock-Song. 80er-Gitarren-Synthie-Pop und Erste Allgemeine Verunsicherung finden bei „Sklave“ zusammen und in „Hallo Nacht“ suchen sie die Nähe zum 70er-Blues-Hardrock.

In nonchalanten Die Prinzen-Indie-Pop mit Toten Hosen-Pathos verpacken Kraftklub ihre sarkastische Abrechnung mit dem um sich greifenden Wutbürgertum in „Fenster“, und die bitterböse Abrechnung mit der Ex in „Dein Lied“, flankiert von Piano und Streichern, ist einfach zu köstlich. Natürlich steht auch wieder der Stakkato-Rock-Pop von The Hives häufig Pate für die neuen Kraftklub-Lieder, doch klingt er im abschließenden „Liebe zu Dritt“ und  vorher bei „Hausverbot (Chrom & Schwarz)“ rocknrollig und ungehemmt wie aus der Garage in den Sechzigern. Es spricht vieles dafür, dass auch Keine Nacht für Niemand sich sehr schnell einen Spitzenplatz in den Charts sichern wird.

„Keine Nacht für Niemand“ von Kraftklub (Beitragsbild: Philipp Gladsome) erscheint am 02.06.2017 bei Universal.

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Kommentare

  • <cite class="fn">Magnus Nufer</cite>

    Ich habe bei „Sklave“ bisher Rammstein und DÖF (aus „Codo“: „Business – ich mache Business – Ich bin der Boss“ statt „Hässlich – ich bin so hässlich – ich bin der Hass“) und Ewan Dobsons Gitarre gehört. Aber wo ist die EAV?

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