Mit Lichtgeschwindigkeit back to the 80´s
2009 sah Kim Wilde in ihrem Garten helle Lichter, die am Himmel tanzten. Sie beschwört in aktuellen Interviews, dass sie an diesem Abend nicht zu viel getrunken hat, weil auch andere Menschen dieses übernatürliche Phänomen beobachtet haben wollen. Wie dem auch sei, das Ereignis war für die mittlerweile 60-jährige Pop-Ikone so einprägsam, dass ihr neues Album nach diesem Erlebnis benannt ist: „Here Come The Aliens“ heißt es und ist der 13. Longplayer der Musikerin, der mit einer gewissen Portion Selbstironie im Nostalgie-Comic-Stil punktet.
Im Plattenregal würde man die Platte mit ihrem Artwork zunächst sicher irgendwo in der Psychobilly-Ecke verorten. Davon ab: Während Wildes Alben der letzten Jahre von mäßigem Erfolg gekrönt waren, oder sie sich mit Coverversionen eigener Songs begnügte, finden sich auf „Here Come The Aliens“ zwölf brandneue Stücke, die auf Hochglanz poliert und aalglatt produziert den Hörer auf eine Zeitreise in die 1980er-Jahre mitnehmen. Zur musikalischen Verstärkung als Produzenten, Gitarrenspieler und Co-Songwriter hat sie sich ihren Bruder Ricky in Boot geholt und kehrt damit zu ihren Wurzeln zurück. Das Album ist Pop der alten Schule. So umgibt die Tracks „Addicted To You“ und „1969“ ein Hauch von Schwofen in Mom-Jeans, mit Föhn-Frisur und einer Prise Disco-Fever. Fetzig und nachdrücklich. Wilde kann aber auch besinnlich, was sie bei dem Synthie-Pop-Stück „Solstice“ unter Beweis stellt.
Das Album beinhaltet nun alles in allem 1980er-Sahnestücke, wie der Fan sie kennt und liebt. Die Scheibe tut sich zwar zu Beginn etwas schwer, Fahrt aufzunehmen, positioniert sich irgendwo zwischen Belanglosigkeit und seltenen Aha-Momenten. Bei nochmaligen Hören verbreitet „Here Come The Aliens“ aber einen Zauber, dem man sich schwer entziehen kann. Innovative und revolutionäre Pop-Songs bringt das Album zwar nicht hervor, nichtsdestotrotz wohnt „Here Come The Aliens“ eine große Portion Charme inne, die eng mit Wildes einprägsamer Stimme zusammenhängt. So ist der Titel „Pop Don´t Stop“ dann im Umkehrschluss auch das eigentliche Fazit des Werkes. Kim Wilde ist zurück und „Here Come The Aliens“ ist ein guter Beweis, dass Retro-Pop nicht billig klingen muss.
„Here Come The Aliens“ von Kim Wilde ist am 16. März 2018 bei earMUSIC erschienen (Beitragsbild: Albumcover „Here Come The Aliens“).