Khruangbin: Mordechai – Albumreview

Khruangbin by Tamsin Isaacs

Das neue Khruangbin-Album entzückt auf ganzer Linie

Netterweise übersetzen Khruangbin ihren Namen für Unkundige gleich in der Selbstbeschreibung auf ihrer Twitter-Seite: „It means Airplane“. Warum ein Trio aus Texas einen Thai-Namen trägt? Das hängt mit dem Thai-Funk der 60er Jahre zusammen, der den Sound Khruangbins maßgeblich beeinflusst. Wem Thai-Funk nichts sagt (mir, zum Beispiel) kann vielleicht mit der Umschreibung „Tarantino-Sounds“ mehr anfangen: Der Meister des filmischen Zitats, dessen Einflüsse aus dem Schaffen der ganzen Welt stammen, illustriert seine Streifen häufig mit vergessenen oder lange ignorierten Perlen der Tonkunst.

Khruangbin-Gesang in verschiedenen Sprachen

Khruangbin Mordechai Cover Dead Oceans

Eine Leidenschaft, die Khruangbin ebenso verfolgen: Dub trifft bei dem Trio aus Bass, Gitarre und Schlagzeug auf Surfsound, Funk auf Easy Listening-Jazz, Psychedelic auf gehauchten Shoegaze. „Mordechai“ ist das dritte Album nach zwei fast ausschließlich instrumentalen Werken. Dieses Mal singt Bassistin Laura Lee Ochoa auf den meisten Tracks, ermuntert nach einer Erfahrung mit einem neu gewonnen Freund, dessen Name nun das Album ziert. Sie tut dies in mehreren Sprachen; darunter neben Englisch, Französisch und Spanisch auch u.a. Serbisch sowie Hebräisch. Wobei der Gesang nicht im Vordergrund steht bei dieser Platte, sondern ein Teil eines musikalischen Ensembles bildet, dass einen mit seiner perfekten Lässigkeit entspannt und unbedingt auf einen Café Del Mar-Sampler gehört, so es diese Dinger überhaupt noch geben sollte.

Fehlt nur noch die Strandbar

Khruangbin veröffentlichten vor ein paar Monaten die Single „Texas Sun“ mit dem Neo-Soul-Star Leon Bridges, bei der man schon die Straße flimmern sah beim Gitarrenspiel Mark Speers sowie dem souveränen Rhythmus von Ochoa und dem Schlagzeuger Donald „DJ“ Johnson. Überhaupt, Mark Speer: Der Gitarrist, der eigentlich lieber Drums oder Bass spielen wollte (laut Wikipedia), verwendet nur ein einziges Instrument plus Pedalen, klingt aber manchmal nach Surf-, Steel- oder Western-Gitarre; nach Saiteninstrumenten aus Afghanistan, Iran oder Äthiopien; nach dem Disco-Funk von Nile Rodgers („Time (You and I)“) oder dem Psychedelic-Funk aus der Schmiede von George Clinton. Interessant bis begeisternd waren bisher alle Veröffentlichungen des Trios; „Mordechai“ entzückt jedoch auf ganzer Linie mit seinem live gespielten Rare-Groove-Konglomerat beziehungsweise seiner innovativen Retro-Sound-Bearbeitung. Fehlt nur noch die Strandbar dazu.

„Mordechai“ von Khruangbin erscheint am 26.06.2020 bei Dead Oceans / Cargo Records. (Beitragsbild von Tamsin Isaacs)

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