Kevin Morby: Sundowner – Albumreview

Kevin Morby by Johnny Eastlund

Kevin Morby bleibt auch mit dem dezent instrumentierten „Sundowner“ einer der besten Songwriter Amerikas

Kevin Morby zieht sein Ding durch. „Sundowner“ heißt sein mittlerweile sechstes Album in sieben Jahren. 2013 begann der Plattenreigen mit „Harlem River“ und führte bis zu „Oh My God“ aus dem Jahr 2019. Dazwischen lagen „Still Life“ sowie die bei Sounds & Books rezensierten „Singing Saw“ und „City Music“. Alles ziemlich umwerfende Werke des 1988 in Lubbock, Texas, geborenen und in Kansas City, Kansas, aufgewachsenen Songwriters. Dorthin ist Kevin Morby nach seinen Los-Angeles-Jahren 2017 zurückgekehrt. Die Zeit in Kalifornien prägte Morby indes so stark, dass er sein Haus in Kansas mit zahlreichen Erinnerungsstücken gestaltete. Prompt erhielt seine neue Heimstatt den Spitznamen „The Little Los Angeles“.

Kevin Morby und Katie Crutchfield sind die „Sundowner“

Kevin Morby Sundowner Cover Dead Oceans

Morby hatte ein neues Zuhause, das ihm als Hort der Abgeschiedenheit gegenüber seines Lebens auf Tour diente. Seine Einsamkeit im Mittleren Westen erfuhr Linderung durch den Besuch von Katie Crutchfield (Waxahatchee), mit der Morby nun in einer partnerschaftlichen Beziehung lebt. Beides Melancholiker, deren schwermütige Stimmung bei gemeinsam erlebten Sonnenuntergängen auftauchte. So nannten sich die beiden „Sundowner“ und der Albumtitel war ebenfalls geboren. Die Aufnahmen für das neue Album fanden bereits im Januar 2019 auf der Sonic Ranch in Texas statt. Aufgrund der anstehenden Tour zum „Oh My God“-Album lagen die Tracks zunächst auf einer Festplatte und wurden im März dieses Jahres hervorgeholt, als sich auch Kevin Morby in seinem Haus in Quarantäne wiederfand.

Die Atmosphäre des Mittleren Westens

Die Atmosphäre des Mittleren Westens fängt der 32-Jährige mit seinem dezentesten Album ein. Fast alle Instrumente auf „Sundowner“ spielte Morby selbst ein, Bass und Keyboards übernahm Produzent Brad Cook, Percussion James Krivchenia (Big Thief). Herrliche Singer-Songwriter-Melancholie wie im Titelsong prägt das Album nachhaltig. In „Don’t Underestimate Midwest American Sun“ setzt Morby sanft und minimalistisch pluckernde Beats ein, während im andächtig erzählten „A Night At The Little Los Angeles“ das Tempo fast zum Erliegen kommt. „Brother, Sister“ ist indes von wesentlich düsterem Ambiente gekennzeichnet, das hier als Song des Tages vorgestellte „Campfire“ hingegen lebt von lässiger Veranda-Stimmung und der Opener „Valley“ schwingt sich zum mäandernden Folk-Rock-Stück auf. Der Geist Dylans schwebt natürlich auch über „Sundowner“, mit dem Kevin Morby erneut seine Klasse als einer der wichtigsten und besten amerikanischen Songwriter beweist.

„Sundowner“ von Kevin Morby erscheint am 16.10.2020 bei Dead Oceans / Cargo Records. (Beitragsbild von Johnny Eastlund)       

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