Kelela: Raven – Albumreview

Kelela by Neva Wireko

Hohe Erwartungen an Kelela

Aus dem Wasser taucht ihr Antlitz auf, sphärische Synthie-Sound-Wände deuten etwas Großes an, etwas Majestätisches, etwas Reines wie Entspanntes. Glaubt man der US- Presse, so ist „Raven“, der zweite Longplayer nach einem viel gepriesenen Mixtape 2013 sowie einer EP 2015 (der es ebenso in der medialen Aufmerksamkeit erging) und eben des Debüts „Take Me Apart“ 2017 eines der meist-erwarteten neuen Scheiben 2023. Wieso eigentlich? Liegt es an dem lasziven Future-R&B mit starkem Noir-Feeling, der im Unterschied zu dem einiger Zeitgenoss:innen meist sehr deep und mellow daherkommt? Kelelas Einflüssen, die bis in die elektronische Avantgarde hineinreichen? Oder ihren Texte, die mit ihrer selbstreflektierten Vulnerabilität vielen Hörenden aus dem Herzen spricht? Vielleicht an ihrer faszinierenden Stimme?

Versteckte Kelela-Perle

Kelela Raven Albumcover Warp Records

Nachvollziehbar wären all diese Punkte. „Take Me Apart“ ist inzwischen ja auch bereits sechs Jahre alt, im Popbusiness eine halbe Ewigkeit – eine Remix-Platte gab es in der Zwischenzeit noch sowie den Wunsch, einen Schritt weiter zu gehen als bisher und nichts Erwartbares zu schaffen. Das dauert halt ein wenig. Dass Vorabveröffentlichungen wie „Contact“ eine Partynacht nicht nur beschreiben, sondern gleichermaßen Lust auf eine provozieren zeigte bereits Licht am Ende des Horizonts; dass diese fulminant zu werden droht belegen Stücke wie der Titeltrack oder das schwer stampfende „Bruises“. „On The Run“ dagegen ist so divers in Sound wie Storytelling, dass man diese Perle anfänglich zu überhören droht – was am Gesamtvolumen von 15 Tracks liegen mag, deren Vielschichtigkeit einen nicht beim ersten Hören anspringt. Aber dann.

Next-Level-Soul

Geschrieben, arrangiert sowie produziert (zum Teil in Berlin) von Kelela selber kann „Raven“ durchaus als eine Art Konzeptalbum gelesen werden, die Songs schließen einander an – ebenso thematisch – und verdeutlichen die verschiedenen Stimmungen einer Phase zwischen Euphorie, Rückschlägen und Selbstbewusstsein.  Vor süchtig machenden Soundkulissen, die Fans von Björk, Solange oder Tangerine Dream gleichermaßen interessieren könnten. Next-Level Soul, irgendwie.

Kelela liefert

Mit den hohen Erwartungen ist das ja so eine Sache. Werden sie nicht sofort vollumfänglich erfüllt zuckt man vorschnell die Schultern – naja, so ein Knaller ist es dann doch nicht am End‘. Dass dieser Schluss trügt, zeigt bereits der wiederholte Durchlauf von „Raven“ – jeder weitere bringt das Werk näher zu den Lieblingsplatten. Kelela hat mal wieder geliefert.

„Raven“ von Kelela erscheint am 10.02.2023 bei Warp Records. (Beitragsbild von Neva Wireko)

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